Viele Unternehmen wollen ihre älteren Beschäftigten halten. Doch die wollen oft nicht – auch weil ihre Firma zu wenig dafür tut.
Fast jede und jeder dritte ältere Erwerbstätige will vor dem regulären Rentenalter aus dem Job ausscheiden. In der Altersgruppe ab 50 Jahren planen dies rund 31 Prozent, wie eine in Berlin vorgestellte Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) zeigt.
Gefragt wurde auch, was sich die Beschäftigten wünschen, um ihr geplantes Ausscheiden aus dem Arbeitsleben aufzuschieben. Neben einem höheren Gehalt (66,5 Prozent) nennen die Ü-50-Jährigen vor allem Maßnahmen zur flexibleren Arbeitszeitgestaltung. Das sind etwa eine Anpassung der Arbeitszeit an individuelle Bedürfnisse und mehr Unterstützung, den Renteneintritt individuell zu gestalten. Laut der vom Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung durchgeführten Umfrage sagen das jeweils mehr als 70,3 Prozent.
Was sagen die Chefs?
Das Institut befragte zudem Personalverantwortliche sowie Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer von mehr als 300 Betrieben. Mehr als drei Viertel gaben an, dass die Bindung von älteren Beschäftigten in den nächsten drei Jahren eine große Bedeutung für ihre Unternehmen haben werde. Bei 46 Prozent der Unternehmen geht in den nächsten fünf Jahren mehr als ein Viertel der Belegschaft in den Ruhestand.
Bei der Erfüllung von Wünschen der älteren Beschäftigten ist noch Luft nach oben. So bietet nur etwas mehr als die Hälfte der für den Report befragten Arbeitgeber bereits flexiblere Arbeitszeiten an. Ähnlich ist es bei den Angeboten, den Übergang in den Ruhestand individuell zu gestalten. Das setzt nach eigenen Angaben nicht einmal die Hälfte der befragten Arbeitgeber um. Lediglich bei der Möglichkeit, zwischen Teilzeit und Vollzeit zu wechseln, sowie bei gesundheitsförderlichen Maßnahmen stimmen Wunsch und Angebot überein.
TK-Chef appelliert an Unternehmen
TK-Chef Jens Baas sagte: „Gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ist es für Arbeitgeber unerlässlich, die Generation 50plus noch stärker in den Fokus zu rücken.“ Ältere Beschäftigte seien schließlich eine wertvolle Ressource für die Unternehmen. „Sie verfügen über großes Erfahrungswissen, sind gut vernetzt und haben sich in der Regel über Jahre an ihrem Arbeitsplatz bewährt.“
Fabian Krapf, Geschäftsführer des Instituts für Betriebliche Gesundheitsberatung, wies auf den „deutlichen Zusammenhang“ hin zwischen positiver Unternehmenskultur einerseits und dem Wunsch der Beschäftigten, später in den Ruhestand zu gehen, andererseits: „Wer mehr Wertschätzung, Selbstbestimmung und Flexibilität am Arbeitsplatz erlebt, der arbeitet auch länger.“
Gesund in jungen Jahren – und dann?
Wie der TK-Report zudem zeigt, sind Beschäftigte, die jung wenig krank sind, auch im Alter länger im Job. Das Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen hat dafür die Abrechnungsdaten von mehr als 420.000 TK-versicherten Berufstätigen der Jahrgänge 1948 bis 1956 auswertet, die zwischen 2014 und 2023 ein Alter von 67 erreichten oder verstorben waren. Von den Beschäftigten, die 2012 im Vorfeld des Beobachtungszeitraums keinen einzigen Tag arbeitsunfähig gemeldet waren, waren 14,1 Prozent mit 67 Jahren, also nach ihrem regulären Renteneintritt, immer noch berufstätig. Von den Beschäftigten, die 43 Tage oder mehr krankgeschrieben waren, waren es nur 7,1 Prozent. 2023 waren bei der TK versicherte Berufstätige ab 50 Jahren durchschnittlich 25,9 Tage krankgeschrieben.
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