Aussichten der französischen Rechtspopulisten verschlechtern sich mit Rückzug von Kandidaten

Fünf Tage vor der entscheidenden Runde der Parlamentswahl in Frankreich haben sich die Chancen der Rechtspopulisten auf eine Machtübernahme etwas verringert: Bis Dienstagmorgen erklärten bereits 190 Kandidaten ihren taktischen Verzicht auf die Teilnahme an der Stichwahl, wie die Zeitung „Le Monde“ berichtete. Ziel ist es, die Wahl von Kandidaten des rechtspopulistischen Rassemblement National (RN) zu verhindern. 

Wegen der hohen Wahlbeteiligung hatten sich in mehr als 300 von 577 Wahlkreisen je drei Kandidaten für die Stichwahl qualifiziert. In knapp der Hälfte lag dabei der RN-Kandidat vorn. Wenn sich nun der jeweils drittplatzierte Kandidat zurückzieht, verringert dies die Chance für den RN-Kandidaten, die Stichwahl zu gewinnen. 

Das links-grüne Wahlbündnis Neue Volksfront hatte eindeutig zum Rückzug ihrer Kandidaten aufgerufen, das Regierungslager zeigte sich in der Frage gespalten. Mehrere führende Vertreter sprachen sich dagegen aus, linkspopulistischen Kandidaten Stimmen zu überlassen, selbst dann, wenn sie damit den Wahlsieg des Rassemblement National verhindern könnten. Die linkspopulistische Partei La France Insoumise (LFI) bildet die größte Gruppe innerhalb des links-grünen Wahlbündnisses. 

Die Kandidaten, die für die zweite Runde qualifiziert sind, haben noch bis 18.00 Uhr Zeit, um über ihre Teilnahme zu entscheiden. Alle, die in der ersten Runde die Stimmen von mindestens 12,5 Prozent der eingeschriebenen Wähler erhalten haben, können an der Stichwahl am 7. Juli teilnehmen. 

In der Stichwahl am kommenden Sonntag entscheidet sich die Sitzverteilung in der Nationalversammlung. Für eine absolute Mehrheit sind 289 von 577 Sitzen nötig. Die Rechtspopulisten lagen in der ersten Wahlrunde in 297 Wahlkreisen vorn.