Wie die Geburt von Jesus genau ablief, steht in der Bibel nicht beschrieben. Eine Künstlerin hat sich darum nun Gedanken gemacht – mit bitteren Folgen.
In der oberösterreichischen Stadt Linz sorgt ein Kunstwerk für Aufregung: Die Skulptur der Künstlerin Esther Strauß zeigt die Mutter Gottes bei der Geburt von Jesus. Sie sollte bis Mitte Juli im Linzer Dom ausgestellt werden. Doch daraus wird nichts: Am Montagvormittag wurde sie zerstört, melden österreichische Medien unter Berufung auf den Sprecher der Diözese Linz.
Den Berichten zufolge haben Unbekannte der Figur den Kopf abgesägt, mutmaßlich weil sie mit der Darstellung nicht zufrieden gewesen seien. Dies zeige, „dass es immer noch Menschen gibt, die das Recht von Frauen an ihrem eigenen Körper in Frage stellen“, zitiert der Sender ORF die Künstlerin. Derzeit laufen die Ermittlungen. Die Tatverdächtigen ausfindig zu machen, dürfte sich allerdings als schwierig erweisen, weil die Diözese in dem Raum, in dem die Statue ausgestellt wurde, keine Überwachungskamera installiert hat.STERN PAID 14_24 Liebe und Glaube, 18.15
Die Skulptur namens „crowning“ war seit vergangenem Donnerstag im Rahmen des Projekts „Künstlerische Positionen zur Heiligen Familie“ im Dom zu sehen gewesen. Die Ausstellung zum 100-jährigen Weihjubiläum des Mariendoms in Linz thematisiert Fragen rund um Frauenrollen, Familienbilder und Geschlechtergerechtigkeit. Mit der Marienstatue habe die Künstlerin Esther Strauß die „Leerstelle der Geburt Christi aus feministischer Perspektive“ beleuchtet. Zu sehen war eine Frau, die mit gespreizten Beinen und einem gen Himmel gerichteten Blick auf einem Felsen sitzt. „Die meisten Marienbildnisse wurden von Männern angefertigt und haben dementsprechend oft patriarchalen Interessen gedient“, erklärte die Künstlerin gegenüber dem ORF.
Konservative kritisieren feministische Mariendarstellung
Künstler und Theologen lobten die feministische Darstellung als „Bekenntnis zur Menschwerdung Gottes“. Konservative Gläubige konnten mit der Skulptur weniger anfangen. Das Portal „kath.net“ beschrieb die Figur als „Skulptur der Hässlichkeit“, die Seite „report24“ kritisierte, die Geburt werde den Besuchern „auf nahezu pornografische Weise ins Gesicht geschleudert“.
Den Domverantwortlichen war bewusst, dass die Figur polarisieren würde. „Wenn wir damit religiöse Gefühle von Menschen verletzt haben, tut uns das leid“, sagte Bischofsvikar Johann Hintermaier in einer Stellungnahme. Die gewaltsame Zerstörung und „den Angriff auf die Freiheit der Kunst“ verurteilte er aber scharf.
Quellen: „Der Standard„, ORF, T-Online, Katholisch.de