Kriminalität im Straßenverkehr: Plädoyers im Prozess um tödliche Flucht vor der Polizei

Ein Autofahrer versucht, der Polizei zu entkommen. Er tritt aufs Gas – und fährt am Ende gegen einen Baum. Sein Beifahrer kommt ums Leben. Welche Strafe droht dem Angeklagten?

Nach dem Tod seines Freundes auf der Flucht vor der Polizei im Nordwesten Niedersachsens droht einem Autofahrer eine längere Zeit im Gefängnis. Die Staatsanwaltschaft fordert im Prozess vor dem Amtsgericht Westerstede drei Jahre und drei Monate Haft. Die Verteidigung plädiert für eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung. Das Urteil soll noch am Nachmittag (15.00 Uhr) fallen.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten verbotenes Kraftfahrzeugrennen mit Todesfolge vor, aber auch Diebstahl, Betrug, Gefährdung des Straßenverkehrs und Fahrerflucht. Der Angeklagte hatte zu Prozessbeginn eingeräumt, Ende September im Alkohol- und Drogenrausch in eine Firma eingebrochen und ein Auto gestohlen zu haben. Er habe seinen Freund mit dem Wagen abgeholt, in Oldenburg getankt und sei ohne zu bezahlen weitergefahren. Auf der Flucht vor der Polizei sei er aufs Gas getreten und in einem Graben gelandet. 

Um sich der Kontrolle endgültig zu entziehen, sei er nach dem Unfall einfach weitergefahren, sagte der Angeklagte. Sein Beifahrer habe ihn noch dazu ermutigt. In einer Kurve zwischen Oldenburg und Bremen habe er die Kontrolle über das Auto verloren, sei von der Fahrbahn abgekommen und gegen einen Baum gefahren. Sein Freund auf dem Beifahrersitz überlebte den Unfall nicht. Er selbst habe mehrere Schürfwunden erlitten und sich den kleinen Finger gebrochen, sagte der Deutsch-Türke zum Prozessauftakt. Seinen Führerschein habe er schon vor Jahren wegen Drogenkonsums verloren. Außerdem räumte er noch drei weitere Einbrüche ein.