Bei der Versteigerung gehen die Sammlungen noch leer aus. Doch eine Einstufung als Kulturgut sichert gleich drei Museen ein seltenes Skizzenbuch von Caspar David Friedrich. Dafür fließt viel Geld.
Ein seltenes Skizzenbuch des Romantik-Malers Caspar David Friedrich (1774-1840) geht in öffentliche Sammlungen in Berlin, Dresden und Weimar. Das für 1,7 Millionen Euro erworbene „Karlsruher Skizzenbuch“ soll künftig im Wechsel zwischen dem Kupferstichkabinett der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Berlin (SPK), den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der Klassik Stiftung Weimar präsentiert werden.
Für den Ankauf haben die Institutionen den Angaben zufolge jeweils 200.000 Euro auf den Tisch gelegt. Zudem gab es von der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung jeweils 550.000 Euro.
Nach Versteigerung Ausfuhrverbot
Das „Karlsruher Skizzenbuch“ war im vergangenen Jahr im Berliner Auktionshaus Grisebach für insgesamt gut 1,8 Millionen Euro versteigert worden. Der Wert des „Karlsruher Skizzenbuchs“ war zuvor auf bis zu 1,5 Millionen Euro geschätzt worden. Der Auktionspreis lag bei 1,45 Millionen Euro, der Bruttopreis mit Aufgeld für das Auktionshaus betrug dann 1,819 Millionen Euro.
Kurz vor der Versteigerung war bekanntgeworden, das mit Zeichnungen auf 33 Seiten versehene Büchlein solle als Kulturgut geschützt werden. Die Berliner Kulturverwaltung trug das Skizzenbuch in das Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes ein. Damit bestand ein Ausfuhrverbot. Die Sammlungen, die bereits in der Auktion mitgeboten hatten, konnten erfolgreich nachverhandeln.
„Modell für die Zukunft“
„Wenn alle an einem Strang ziehen im Sinne der Kunst, im Sinne der Kultur, können wir wirklich was bewegen“, sagte Dagmar Korbacher, Direktorin des Kupferstichkabinetts, bei der Präsentation des Büchleins in Berlin. SPK-Präsident Hermann Parzinger nannte den gemeinsamen Ankauf ein „Modell für die Zukunft“.
Gezeigt werden soll das Skizzenbuch zunächst im Berliner Kupferstichkabinett. Im August wird das Kunststück in Dresden präsentiert. Anschließend ist von November an Weimar dran, wo das Büchlein auch die ersten fünf Jahre dieses vereinbarten Wechselzeitraums verbleiben und erforscht werden soll.
200 Jahre im Familienbesitz
Das Büchlein gehörte mehr als 200 Jahre einer Familie in Karlsruhe. Den Angaben zufolge handelt es sich um das letzte bekannte, bis zuletzt in Privatbesitz befindliche gebundene Exemplar eines Skizzenbuchs des Künstlers. Nur sechs von insgesamt wohl 20 dieser Büchlein sind erhalten. Vier davon – teils unvollständig gebunden – bewahrt das Nationalmuseum in Oslo auf, ein weiteres das Kupferstichkabinett in Dresden.
Skizzenbuch im Reisemantel
Das Skizzenbuch hatte der in Greifswald geborene Friedrich zwischen Mitte April und Anfang Juni 1804 immer wieder in die Taschen seines Reisemantels gesteckt. Die Zeichnungen entstanden in Dresden. Zu sehen sind unter anderem feine Bleistiftzeichnungen von Bäumen, Ästen und Baumstämmen oder verschiedene Studien von Vögeln im Flug. Mehrere Motive hatte der Künstler in Hauptwerke übernommen, etwa die Skizze einer Eiche in sein Frühwerk „Hünengrab im Schnee“. Nach Einschätzung Parzingers gäbe es ohne das Skizzenbuch nicht Friedrichs Hauptwerke.