Frankreich: Unbekannte beschädigen Glasfaserkabel von Internet-Anbietern

Es geht gut los mit den Olympischen Spielen in Paris: Erst hatten Unbekannte die Bahn sabotiert, jetzt ist das Internet dran. Die Behörden ermitteln – und melden erste Erfolge.

Drei Tage nach der folgenschweren Sabotage des französischen Bahnverkehrs haben Unbekannte nun bei nächtlichen „Sabotageakten“ die Glasfaserkabel von mehreren französischen Internet-Anbietern beschädigt. Betroffen seien etwa Free und SFR, hieß es am Montag aus Polizeikreisen. Von diesen „Sabotageakten“ seien sechs Départements im Südwesten, Osten und Norden des Landes betroffen – die Hauptstadt Paris, wo derzeit die Olympischen Spiele stattfinden, jedoch nicht.

Frankreichs Behörden gehen von linken Anschlägen aus

Unterdessen hat sich der Bahnverkehr in Frankreich wieder normalisiert. „Alle Züge“ führen wieder „normal“, sagte Verkehrsminister Patrice Vergriete dem Sender RTL. Am Sonntag war bereits eine weitgehende Normalisierung des Bahnverkehrs gemeldet worden.Olympia Paris Eröffnungsfeier 2.37

Mittlerweile haben die Ermittler auch ein klares Bild der möglichen Täter. „Wir haben eine gewisse Zahl von Profilen von Personen identifiziert, die diese sehr vorsätzlichen und sehr gezielten Sabotagen vorgenommen haben könnten“, sagte Frankreichs geschäftsführender Innenminister Gérald Darmanin im Sender France 2.

Darmanin sagte, dass die Anschläge einem „traditionellen Vorgehen Ultralinker“ entspräche. Ein Bekennerschreiben mit Bezügen zur linksradikalen Szene und Kritik an den Olympischen Spielen war an mehrere Medien verschickt worden. Darmanin zufolge müsse man prüfen, ob dies authentisch sei oder sich Menschen die Taten nur auf die eigene Fahne schreiben wollten.

Polizei verhaftet linksextremen Aktivisten

Unterdessen hat die Polizei einen linksextremen Aktivisten auf einem Gelände der französischen Bahn festgenommen. Der Mann habe Schlüssel zu technischen Anlagen der SNCF, Schneidzangen und linksextreme Schriften im Auto gehabt, hieß es am Montag aus Polizeikreisen.

Der Mann war demnach bereits am Sonntag im nordfranzösischen Oissel bei Rouen festgenommen worden. Er befinde sich in Polizeigewahrsam.

Die Polizei stellte zunächst keinen Zusammenhang zwischen den Sabotageakten vom Freitag und dem Verdächtigen her. Zu den Akten vom Freitag hat sich bislang niemand öffentlich bekannt. Die Vorgehensweise sei „typisch für Linksextreme“, sagte Darmanin am Montag dem Sender France 2.

Hunderttausende von Sabotage an französischer Bahn betroffen

In der Nacht zum Freitag hatten Unbekannte Brandanschläge auf strategisch wichtige Stellen des französischen Schnellzugnetzes verübt. Der Bahnverkehr in Frankreich war so kurz vor Eröffnung der Olympischen Spiele am Freitagabend stark gestört. Mittlerweile fahren die Züge wieder normal, wie der beigeordnete Verkehrsminister Patrice Vergriete im Sender RTL sagte. Ob die Täter Unterstützung von Menschen innerhalb der SNCF hatten, könne man noch nicht sagen, teilte Darmanin mit.

Hunderttausende Reisende waren von der Sabotage betroffen, unter ihnen auch einige deutsche Olympiateilnehmer, die nicht rechtzeitig zur Eröffnungsfeier anreisen konnten. Bei 100.000 der rund 800.000 Menschen, die am Wochenende mit der Bahn hätten fahren wollen, sei die Zugverbindung gestrichen worden, hieß es. Die übrigen Fahrgäste hätten ihre Reise letztlich machen können. Die SNCF hat Entschädigungen wegen der Zugausfälle und Verspätungen zugesagt.

Laut Vergriete wird der Schaden durch die „wirtschaftlichen Verluste“ und die Reparaturkosten „sehr wahrscheinlich“ in die Millionen gehen. Es stehe aber „außer Frage, dass dies eine direkte Auswirkung“ auf die Fahrkartenpreise der französischen Bahn habe.

Nach den Sabotageakten wurde die Überwachung der 28.000 Kilometer Hochgeschwindigkeitsstrecken in Frankreich nach Angaben des Verkehrsministeriums deutlich verstärkt. Tausend für die Streckeninstandhaltung zuständige Bahnmitarbeiter sowie 250 Sicherheitsleute der Bahn seien bis auf Weiteres im Einsatz. Außerdem würden die Bahnstrecken mit Drohnen und Hubschraubern überwacht, hieß es aus dem Ministerium weiter.

Zunächst bekannte sich niemand zu den Sabotageakten. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen wegen Schädigung von Staatsinteressen aufgenommen.