Bündnis Sahra Wagenknecht: BSW will Friedensthema nicht opfern – Kritik an Wagenknecht

Mit seiner Haltung zu Krieg und Frieden will das Bündnis Sahra Wagenknecht in Thüringen im Wahlkampf punkten. Damit hebt es sich von anderen Parteien ab, aber auch von potenziellen Koalitionspartnern.

Das Thüringer BSW sieht seine Haltung zu Krieg und Frieden als „Markenkern“ und will auch bei einer möglichen Regierungsbeteiligung daran festhalten. „Wenn wir das auf dem Altar des politischen Geschäfts opfern, dann haben wir es auch nicht verdient, wiedergewählt zu werden“, sagte BSW-Co-Chef Steffen Schütz der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. 

Sahra Wagenknecht hatte dazu der dpa gesagt: „Wir werden uns nur an einer Landesregierung beteiligen, die auch bundespolitisch klar Position für Diplomatie und gegen Kriegsvorbereitung bezieht.“ Denn es sei klar, „dass ein neues Wettrüsten Milliarden verschlingt, die dringend für Schulen, Krankenhäuser, Wohnungen und höhere Renten gebraucht werden.“

BSW will Thema im Bundesrat setzen 

Das Bündnis Sahra Wagenknecht steht in jüngsten Umfragen zur Thüringer Landtagswahl am 1. September bei Werten von 20 bis 21 Prozent und damit auf Platz drei – nur knapp hinter der CDU. Überholt das BSW die Christdemokraten, will es mit der früheren Eisenacher Oberbürgermeisterin Katja Wolf die Ministerpräsidentin stellen.

Schütz brachte Bundesratsinitiativen ins Spiel, um das Thema von Thüringen aus auf die politische Agenda zu bringen. 

Grüne machen BSW schweren Vorwurf

Die Thüringer Grünen-Spitzenkandidatin Madeleine Henfling äußerte Zweifel am Regierungswillen des BSW. „Alle die glauben, es kann eine stabile Mehrheitsregierung aus BSW/CDU/SPD geben, irren!“, sagte sie laut einer Mitteilung. Das BSW wolle gar nicht regieren, um die Bundestagswahl sauber von Verantwortungsübernahme auf Landesebene zu halten. „Oder kurz: Wagenknecht ist Thüringen ziemlich egal.“ Zum Thema Krieg und Frieden sagte Henfling: „Ganz sicher werden wir in Thüringen nicht die Solidarität zur Ukraine opfern! Gleiches erwarte ich von SPD und CDU.“

Thüringens AfD-Spitzenkandidat Björn Höcke hatte das BSW vor Kurzem angegriffen und gesagt, sobald die Partei in eine Koalition gehe, werde sie auch „das Lied der Kriegstreiber flöten“. Die Thüringer AfD wird vom Landesverfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft und beobachtet.

Schütz räumte ein, dass das Thema Krieg und Frieden ein Konfliktfeld mit möglichen Koalitionspartnern wie der SPD oder der CDU sein könnte. Man befinde sich aber derzeit nicht in Sondierungsgesprächen, sondern versuche im Wahlkampf Wähler zu gewinnen.

SPD-Chef sieht Ablenkungsmanöver

Thüringens SPD-Spitzenkandidat und Innenminister Georg Maier warf Wagenknecht Erpressung vor. „In Landesregierungen wird keine Außenpolitik gemacht“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Das Thema ist ein Ablenkungsmanöver für fehlende Landesthemen. Außer Überschriften ist da nichts dahinter.“

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sagte dem RND: Er würde sich über jede Initiative freuen, um in der Ukraine zu einem dauerhaften Frieden zu kommen. Nur hätten die von CDU und BSW auf die Plakate gedruckten Ziele zur Landtagswahl „leider immer weniger mit Landespolitik zu tun. Das ist ein Dilemma, denn es normalisiert den Populismus.“