25 Jahre nach „The Sixth Sense“: Knüpft M. Night Shyamalan an den Erfolg an?

25 Jahre ist es her, dass M. Night Shyamalan mit „The Sixth Sense“ Geschichte schrieb. Seither ist bei ihm nur das Unerwartete erwartbar.

Mit seinem neuen Psychothriller „Trap: No Way Out“ feiert US-Regisseur M. Night Shyamalan (53) indirekt ein beachtliches Jubiläum. Immerhin fällt der Kinostart am 1. August fast genau auf den 25. Jahrestag seines Meisterstücks „The Sixth Sense“. Der Streifen mit Bruce Willis (69) war in den USA am 6. August 1999 in die Kinos gekommen und brachte dem inzwischen 53-jährigen Shyamalan den Ruf als neues Wunderkind der Traumfabrik ein. Seither hat sich viel getan – und die größte Stärke des Filmemachers verkehrte sich in den Augen vieler Kritiker zu seiner größten Schwäche.

Der Ikarus Hollywoods?

Wird ein Filmfan nach den größten Twists der Kinogeschichte gefragt, dürfte eine Top-3 in etwa so aussehen: „Star Wars“-Schurke Darth Vader ist Luke Skywalkers Vater. Norman Bates entpuppt sich als der frauenmordende „Psycho“. Und Bruce Willis‚ Figur in „The Sixth Sense“ war den gesamten Film über tot!

Der Erfolg des sechsfach Oscar-nominierten Horror-Thrillers, in dem neben Willis auch Nachwuchsstar Haley Joel Osment (36) und Charakterdarstellerin Toni Collette (51) brillierten, war gigantisch. Wer den Film noch nicht kannte, wurde durch die Mund-zu-Mund-Propaganda regelrecht ins Kino getrieben. Und wer ihn schon gesehen hatte, kaufte sich umgehend noch eine Kinokarte – nur um festzustellen, dass die Anzeichen für den unglaublichen Twist eigentlich eindeutig waren.

Mit den in die Höhe geschossenen Erwartungen an Shyamalan wuchsen in den folgenden Jahren auch seine Budgets. Zwar konnten „Unbreakable“ (seine zweite Zusammenarbeit mit Willis) und der 2002 erschienene Alien-Film „Signs“ noch gute bis sehr gute Kritiken einfahren. Doch an den kommerziellen Erfolg des nur rund halb so teuren „The Sixth Sense“ knüpften beide Streifen bei Weitem nicht mehr an. Mehr noch nährten sie eine Befürchtung, die sich in den kommenden Jahren verfestigen sollte – ist Shyamalan nur ein One-Hit-Wonder?

Fakt ist: Budget und Erfolg seiner Filme schlugen diametrale Richtungen ein. Der 2006 erschienene Mysteryfilm „Das Mädchen aus dem Wasser“ wurde zum finanziellen Desaster und schaffte es nicht, seine Kosten wieder einzuspielen. Dennoch wurden ihm für die Verfilmung „Die Legende von Aang“ (2010) und dem Sci-Fi-Film „After Earth“ (2013) 150, respektive 130 Millionen Dollar Budget zugesichert. Beide Streifen performten im Verhältnis zu den Kosten mäßig an den Kinokassen und ernteten verheerende Kritiken.

Zurück auf Anfang

Spätestens mit der „After Earth“-Misere hatte der Filmemacher seinen „Sixth Sense“-Kredit endgültig verspielt. Überdeutlich wurde das bei seinem nächsten Projekt „The Visit“: Vorbei war die Zeit der willigen Geldgeber, mit nur fünf Millionen US-Dollar musste er den Indiestreifen auf die Beine stellen. Und siehe da: Ohne allzu großen finanziellen Druck fuhr Shyamalan seit „Signs“ wieder vermehrt wohlwollende Kritikerstimmen ein. Ebenso lange hatte es gedauert, ehe er im Finale von „The Visit“ mit einem der obligatorischen Twists um die Ecke kam, der sich nicht wie ein fader Taschenspielertrick anfühlte.

Wie nah bei M. Night Shyamalan Genie und Übermut beieinander liegen, wurde mit seinen darauffolgenden Filmen „Split“ und „Glass“ überdeutlich. In einem abermals raffinierten Plottwist hatte sich erstgenannter Streifen als Fortsetzung zu „Unbreakable“ – und damit als Superheldenfilm – herausgestellt. Schauspielerisch wie handwerklich stark, verschaffte „Split“ seinem Regisseur neues Momentum – das er mit „Glass“ umgehend gegen die Wand manövrierte.

Der 2019 erschienene Film wurde zum enttäuschenden Abschluss der Trilogie. Auch die soliden Zahlen an der Kinokasse konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich der Regisseur komplett verkünstelt hatte. Das gerade erst wieder aufgebaute Vertrauen des Publikums schwand, seine folgenden Projekte „Old“ und „Knock at the Cabin“ flogen weitestgehend unter dem Radar. Womit wir in der Gegenwart angekommen wären.

Ist es eine Falle?

Die Idee hinter „Trap“ mit Josh Hartnett (46) in der Hauptrolle verheißt eine Mischung aus Thriller und Suspense. Die Kurzfassung: Hartnett spielt den vermeintlich liebevollen Familienvater Cooper, der mit seiner Tochter ein Konzert besucht. Doch in Wahrheit ist Cooper ein bestialischer Serienmörder – und die Veranstaltung eine Falle der Polizei, um ihn endlich dingfest zu machen.

Dass Hartnett glaubhaft dem Wahnsinn verfallen kann, hatte er erst im vergangenen Jahr in der Serie „Black Mirror“ gezeigt. Aber am Cast eines Shyamalan-Films scheiterte es bislang ohnehin noch nie – an den Erwartungen an das Finale dafür umso mehr. Ein Treppenwitz hat sich jedenfalls schon herumgesprochen: Der größte Twist in einem Film von M. Night Shyamalan wäre es, wenn es keinen gäbe.