Simone Young dirigiert in diesem Jahr erstmals bei den Bayreuther Festspielen – und erklärt, warum sie „absolut“ gegen eine Quote am Pult ist.
Die Dirigentin Simone Young ist froh, dass inzwischen mehr Frauen in der Branche dabei sind, ist aber gegen eine Quote. „Für mich sind Geschlecht und Herkunft nicht von Interesse. Man muss Möglichkeiten schaffen“, sagte sie dem „Nordbayerischen Kurier“ (Mittwoch). Sie sei „absolut“ gegen die Quoten-Idee. „Wenn ich höre, dass man für eine Stelle nur an einer Frau interessiert ist, dann ist das genauso unsinnig, wie die Zeiten, wo eine Frau für eine Position nicht infrage gekommen ist.“
Young ist die erste Dirigentin überhaupt, die bei den Bayreuther Festspielen das vierteilige Werk „Der Ring des Nibelungen“ musikalisch leitet.
„Heißt nicht, dass ich die Tür für die anderen aufhalten muss“
Außerdem wehrt Young sich gegen Zuschreibungen: „Es gibt immer noch eine falsche gedankliche Verbindung zwischen stark und männlich und zwischen sensibel und weiblich. Jeder Künstler muss beides in sich vereinen.“
Sie sei froh, dass jetzt mehr Dirigentinnen dabei seien. Das sei eher eine natürliche Evolution, weil seit den 1960er Jahren immer mehr Frauen in die Orchester gekommen seien. „Manchmal bin ich sogar kritisiert worden, weil ich nicht genug für die Kolleginnen getan hätte. Ich gehöre zu der Generation, die die Tür aufgemacht hat. Wir sind durchgegangen, aber das heißt noch lange nicht, dass ich jetzt die Tür für die anderen aufhalten muss.“
Terrasse und Blick auf den Wald
Wagners „Ring“ fühlt sich die 63-Jährige eng verbunden, wie sie sagte. „Der „Ring“ ist ein Teil von mir.“ Ihren ersten kompletten „Ring“ habe sie 1999 dirigiert. Sie habe das Gefühl, dass sich nun in Bayreuth ein Kreis für sie schließe. Anfang der 90er habe sie zwei Festspielsommer lang in Bayreuth den Barenboim-Ring als Assistentin betreut und auch mehrmals Proben selbst geleitet.
Die berühmte Akustik des Festspielhauses bezeichnete die Australierin als „speziell“: „Es ist das einzige Opernhaus, das ich kenne, in dem die Sänger häufig dem Orchester voraus sind. Der Klang geht erst auf die Bühne und dann in den Saal.“ Für ihre Zeit in Bayreuth habe sie sich ein Haus mit Terrasse und Waldblick gemietet: „Man studiert einfach viel leichter auf einer Terrasse mit Blick auf den Wald.“