Er war gekommen, um das Brot zu brechen, doch daraus wurde ein bisschen „Breaking Bad“. Ein Pfarrer in Österreich sitzt in Untersuchungshaft, weil er ein Crystal-Meth-Labor vorbereitete.
„Breaking Bad“ ist eine der großen Serienerfolge der Nullerjahre: Ein Chemie-Lehrer aus Albuquerque, der durch seine Krebserkrankung in finanzielle Schwierigkeiten gerät, beschließt seine Fähigkeiten zur Produktion synthetischer Drogen einzusetzen. Manche Gläubige des niederösterreichischen Örtchens Gmünd an der Grenze zur Republik Tschechien fühlen sich angesichts der Vorgänge in ihrer Gemeinde an die Serie erinnert, allerdings nicht mit einem Lehrer als Hauptperson, sondern ihrem katholischen Pfarrer. Wie die Landespolizeidirektion St. Pölten bestätigt, wurde der 38-jährige Priester in Untersuchungshaft genommen, nachdem er selbst eine der gefährlichsten Drogen für den Weiterverkauf hergestellt hatte: Crystal Meth.
Crystal Meth ist eine der gefährlichsten Drogen
Die romanische Pfarrkirche von Gmünd ist dem heiligen Stephanus geweiht, dem allerersten Märtyrer der Christenheit, der laut Überlieferung angerufen werden darf, um gegen „Besessenheit“ und Kopfschmerzen zu helfen. Pfarrer Radoslaw P., der seit 2022 hier tätig war, hat eher das Gegenteil davon bewirkt. Das Methamphetamin, das er in den Räumen der Pfarre herstellen wollte und das als „Meth“, „Crystal“, oder „Ice“ bekannt ist, gilt als eine der verheerendsten Drogen unserer Zeit.
Drogen-Checker auf dem Festival_20.25
Das Suchtmittel hat sich in den vergangenen Jahren rasant verbreitet, auch weil es so einfach herzustellen ist. Labors in Osteuropa produzieren die Droge aus einfach zu beschaffenden Ausgangsstoffen, etwa Pseudoephedrin, das Bestandteil vieler Hustenmittel ist. Es ist die Droge, die mit etwas Fachkenntnis auch in Privathaushalten „gekocht“ werden kann.
Wie Radoslaw P., der von der Erzdiözese Warschau ins niederösterreichische Waldviertel entsandt worden war, auf die schiefe Bahn geraten ist, bleibt vorerst ungewiss. P. war zuvor in einer anderen Gemeinde für ein Jahr tätig gewesen und dort für seine guten Deutschkenntnisse und seine hervorragende Arbeit mit den Ministranten gelobt worden. Wie die Reporter einer österreichischen Zeitung erfuhren, war der Pfarrer beliebt, fiel mit launigen, modernen Predigten auf und dadurch, dass er im Auto lautstark Popmusik hörte. Auf einer älteren Homepage bezeichnet er sich als „leidenschaftlich für Wissenschaften wie Physik und Astronomie“ – nun offenbar auch für Chemie.
Die Aktion in Österreich ging nach hinten los
Sein Profil auf der Plattform X (ehemals Twitter) zeigt den Geistlichen ganz anders als auf den Bildern mit den Schutzbefohlenen aus der katholischen Jungschar, er trägt einen Hoodie, hinter ihm die dunkle Straße einer Großstadt. Der Stoff, der hier im Pfarrhof hergestellt werden sollte, ist allerdings nie auf die Straße gelangt. Laut des niederösterreichischen Polizeisprechers habe sich der Priester geständig gezeigt, mit seinem mutmaßlichen Komplizen, einem 30-jährigen Iraker aus Wien, an der Herstellung der Droge gearbeitet zu haben. Die beiden verhinderten Drogenbarone hatten ihre Produktion noch nicht abgeschlossen, sie sei im Versuchsstadium steckengeblieben.
Der Priester sei „umgehend von seinem Dienst in der Diözese St. Pölten entpflichtet“ worden, heißt es aus der Diözese. Seine Erzdiözese Warschau kündigte weitere Schritte an. Beide Beschuldigten befinden sich zurzeit in Untersuchungshaft, nachdem klar war, dass sie das sichergestellte Laborequipment und die dazugehörigen Drogenausgangsstoffe für eine Drogenproduktion in großem Stil nutzen würden. Über die Motive ist nichts bekannt. Im Juli hatte sich der Pfarrer von seiner Gemeinde in den Sommer verabschiedet – und in eine „stationäre Therapie im Krankenhaus“, die länger dauern würde, als anfangs erwartet. Das Pfarrfest am 24. August wird er wohl verpassen. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.