Schulen im Freistaat: Prognose sieht weiterhin Lehrkräftemangel in Bayern

Schon heute gibt es an manchen bayerischen Schularten zu wenige Lehrkräfte. Dies wird auch künftig so bleiben – doch gibt es kräftige Verschiebungen.

In Bayern wird der Mangel an Lehrkräften weiter anhalten – allerdings entwickelt sich die Lage an den einzelnen Schularten unterschiedlich. Es werde „vielfach zu Engpässen im Lehrkräfteangebot kommen, vor allem beim Lehramt an Mittelschulen, beim Lehramt für Realschulen sowie beim Lehramt für Gymnasien“, heißt es in der Lehrerbedarfsprognose 2024 des bayerischen Kultusministeriums. Bislang standen vor allem die Grund-, Mittel- und Förderschulen im Fokus, wenn es um zu wenige grundständig ausgebildete Lehrkräfte oder ausfallende Unterrichtsstunden ging.

Bei den Grundschulen ist wegen der weiter wachsenden Schülerzahl auch in der nahen Zukunft zunächst noch mit Engpässen zu rechnen, doch wird der Prognose zufolge ab dem Schuljahr 2025/26 der Bedarf an Lehrkräften vollständig und dauerhaft gedeckt. Ab 2028 werde gar eine Warteliste aufgebaut, heißt es. An den Mittelschulen hingegen zeichne sich aufgrund rückläufiger Studienanfängerzahlen, ausscheidender Lehrkräfte und infolge der Migrationsdynamik ansteigender Schülerzahlen ein dauerhafter Mangel ab.

Grundlegende Änderung bei Realschulen

„Auch im Bereich der Förderschulen sind in den kommenden Jahren weiterhin Deckungslücken in der Unterrichtsversorgung zu erwarten“, heißt es in der Prognose. Ab dem Schuljahr 2028/29 werde der Bedarf aber vollständig gedeckt werden können. An den Realschulen hingegen sei das Überangebot vergangener Jahre abgebaut und es ergebe sich bei den meisten Fächerverbindungen ein dauerhafter Mangel an Bewerberinnen und Bewerbern. 

Bei den Gymnasien kommt es 2025 zu einer Sondersituation: Da die Schülerinnen und Schüler des neuen neunjährigen Gymnasiums erstmalig die Jahrgangsstufe 13 erreichen, wird der Einstellungsbedarf mehr als doppelt so hoch sein wie gewöhnlich – und dies bei einer weitestgehend abgebauten Warteliste. Ohne zusätzliche Maßnahmen könne auch in den Folgejahren der Einstellungsbedarf nicht gedeckt werden, so dass sich die Lücke aus dem Jahr 2025 kontinuierlich vergrößern würde, heißt es warnend in der Prognose. 

„Zwangsmaßnahmen kontraproduktiv“

„Laut den Berechnungen fehlen allein im Schuljahr 2025/26 rund 1400 Vollzeit-Lehrkräfte an den Gymnasien“, kommentierte der Bayerische Philologenverband (bpv). Die „stille Reserve“ der Teilzeit-Lehrkräfte könne durch deutliche Entlastungen in anderen Bereichen, durch Entbürokratisierung, Stellenhebungen sowie die Erhaltung der guten Vereinbarkeit von Familie und Beruf gehoben werden. „Zwangsmaßnahmen sind dagegen absolut kontraproduktiv und schaden der Attraktivität des Berufs“, warnte der bpv-Vorsitzende Michael Schwägerl.

Unter anderem wegen der Sondersituation am Gymnasium wird auch an den beruflichen Schulen in bestimmten Fachrichtungen ein Mangel an grundständig studierten Lehrkräften erwartet, weil weniger Pädagogen mit gymnasialer Lehrbefähigung für den Einsatz in den allgemeinbildenden Fächern zur Verfügung stehen.

Der Lehrerbedarfsprognose liegt das gegenwärtige Studienwahlverhalten der Abiturientinnen und Abiturienten zugrunde. Gesellschaftliche Entwicklungen sowie individuelle und politische Entscheidungen könnten die Treffsicherheit jedoch einschränken, hieß es.

 

Lehrerbedarfsprognose 2024