Der Münchner Autobauer investiert Rekordsummen, zugleich schwächelt sein Geschäft in China. Das belastet das Ergebnis. Trotzdem bleibt er bei seiner Jahresprognose.
Der Autobauer BMW macht wegen geringerer Nachfrage in China und höherer Investitionen deutlich weniger Gewinn, bestätigt aber im Gegensatz zu seinen Konkurrenten Mercedes-Benz und Audi seine Prognose für das laufende Jahr. Vorstandschef Oliver Zipse sagte in München, die gesamte Industrie müsse „durch raues Fahrwasser“ steuern. BMW rechnet aber ab jetzt mit einer leichten Markterholung in China und Rückenwind durch anlaufenden neuen Modelle.
Der Gewinn nach Steuern brach im zweiten Quartal um fast 9 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro ein. Die Börse reagierte deutlich: Die Aktie gab nach Veröffentlichung der Zahlen um etwa 5 Prozent nach und sank auf den tiefsten Kurs seit November 2022.
Im zweiten Quartal sanken die Verkaufszahlen wegen des Modellwechsels bei der gesamten Mini-Familie um 1 Prozent auf 619.000 Autos. Die Marke BMW legte dagegen zu, der Verkauf von Elektro- und Luxusautos wuchs zweistellig. „Gerade bei Gegenwind setzt sich BMW positiv vom Wettbewerb ab“, sagte Zipse mit Blick auf die Konkurrenz.
Wettbewerb in China belastet Erlöse
Der Konzernumsatz sank im zweiten Quartal jedoch um fast 1 Prozent auf 36,9 Milliarden Euro. „Die Marktentwicklung in China ist im ersten Halbjahr hinter unseren Erwartungen geblieben“, sagte Finanzvorstand Walter Mertl. Der zunehmende Wettbewerb dort und die zurückhaltende Konsumlaune hätten die Erlöse stark belastet. Aber die Senkung der Leitzinsen in China und andere Maßnahmen der Regierung in Peking könnten schon im laufenden Quartal zu einer Stabilisierung führen.
Das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) brach sogar um fast 11 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro ein. Die Ebit-Marge sank im zweiten Quartal auf 8,4 Prozent vom Umsatz. Sie blieb damit noch im Zielkorridor von 8 bis 10 Prozent, den BMW auch für das Gesamtjahr bekräftigte. Mercedes-Benz und Audi haben ihre Renditeerwartungen soeben nach unten korrigiert. Als Quartalsgewinn nach Steuern blieben BMW aber nur noch 2,7 Milliarden Euro und somit 8,6 Prozent weniger als im Vorjahr.
BMW investiert in Forschung und Entwicklung
Hauptgrund für den Gewinnrückgang sind höhere Ausgaben: BMW investiert gerade deutlich mehr Geld für den Neu- und Umbau von Autowerken, neue Batteriefabriken und Modellanläufe. Zugleich steigen die Forschungs- und Entwicklungsausgaben sehr stark. Ab Ende nächsten Jahres sollen im ungarischen Debrecen und in München die ersten E-Autos der „Neuen Klasse“ vom Band laufen, mit ganz neuen Batterien und Software.
Die teuren Batterieautos sind auch noch nicht so profitabel wie die Benziner und Dieselautos. Mit einem Anteil von inzwischen über 17 Prozent am Gesamtabsatz macht sich das bemerkbar.
Schlechter läuft es auch im Kredit- und Leasinggeschäft. Die Zahl der Neuverträge ist zwar deutlich gestiegen. Aber die Preise für Gebrauchtwagen sinken weiter, Leasingsrückläufer lassen sich weniger gut vermarkten. Zudem ist die Zahl der Kreditausfälle gestiegen.
Etwas mehr Verkäufe als im vergangenen Jahr erwartet
Für das Gesamtjahr erwartet BMW etwas mehr Autoverkäufe als im vergangenen Jahr. Der Gewinn vor Steuern dürfte 2024 aber leicht zurückgehen. Als Gründe nannte der Vorstand höhere Forschungs- und Entwicklungskosten, steigende Personalkosten und den weiteren Preisrückgang auf den Gebrauchtwagenmärkten.
Kritisch äußerte sich Zipse über die EU-Kommission. Um den CO2-Ausstoß heute und nicht erst in Zukunft stark zu senken, müssten für die große Bestandsflotte der Verbrennerfahrzeuge eFuels so schnell wie möglich und in großer Breite gefördert werden. Dazu müsste Brüssel aber auch den Hochlauf CO2-armer Kraftstoffe beschleunigen und den Einsatz praktikabel machen.