Alexander Zverev wird ohne Medaille von den Sommerspielen in Frankreich abreisen. Bei hochsommerlichen Temperaturen ist ein Italiener zu stark für ihn.
In der Hitze von Paris ist Alexander Zverevs Traum vom erneuten Olympia-Gold geplatzt. Auf den Tag genau drei Jahre nach dem Coup in Tokio scheiterte der beste deutsche Tennisprofi bei hochsommerlichen Temperaturen im Viertelfinale mit 5:7, 5:7 am Italiener Lorenzo Musetti. Nach 2:04 Stunden verwandelte der italienische Wimbledon-Halbfinalist seinen ersten Matchball und zerstörte Zverevs Hoffnung, zum zweiten Mal bei Olympia zu triumphieren.
Der Weltranglisten-Vierte wirkte bei der Hitze körperlich angeschlagen. Dabei hatte er zuvor angekündigt: „Paris möchte ich gewinnen, das ist keine Frage.“ Doch der French-Open-Finalist erreichte nicht die Topform und Selbstverständlichkeit, die ihn zuletzt auch in Wimbledon bis zu seiner Knieverletzung ausgezeichnet hatte.
Der Deutsche Tennis Bund verfehlte mit dem Ausscheiden des letzten verbliebenen Teilnehmers das Minimalziel von einmal Edelmetall. Seine zweite Medaillenchance im Mixed-Wettbewerb hatte Zverev mit Laura Siegemund schon in Runde eins verspielt.
In Tokio schrieb Zverev deutsche Tennis-Geschichte
Getragen von dem Gefühl, die ganze Nation zu repräsentieren, war Zverev vor drei Jahren in Japan durch das olympische Turnier gerauscht. Sogar vom serbischen Topstar Novak Djokovic hatte sich der deutsche Tennis-Hoffnungsträger damals im Halbfinale nicht aufhalten lassen. Am 1. August 2021 feierte er als erster deutscher Tennisprofi bei den Herren Gold im Einzel.
Sein Viertelfinale gegen Musetti hatten die Organisatoren zum Unmut von Zverev bereits am späten Mittag angesetzt, obwohl er sein Achtelfinale anders als der Italiener tags zuvor erst am Abend beendet hatte. Wie in den vergangenen Runden fand Zverev nicht wie erhofft in die Partie und gab – auch verschuldet durch einen Doppelfehler – gleich sein erstes Aufschlagspiel zum 0:1 ab. Mit dem Service des Weltranglisten-16. aus der Toskana kam er zunächst nicht zurecht.
Zverev warnt vor Musetti
„Er ist ein großartiger Spieler, und er ist in absoluter Topform gerade. Ich erwarte ein sehr schwieriges Match“, hatte Zverev prognostiziert. In Wimbledon hatte der 22-jährige Musetti gerade erst sein erstes Grand-Slam-Halbfinale erreicht.
Zverevs Break-Rückstand hatte bis zum 4:5 Bestand. Beim drohenden Satzverlust nutzte er eine der wenigen Nachlässigkeiten Musettis, um auszugleichen. Allerdings führten drei vermeidbare Fehler prompt zum nächsten Aufschlagverlust. Nach 61 Minuten war der erste Durchgang weg – nach einem Stoppball des Italieners, der den weit hinter der Linie positionierten Zverev mehrfach mit kurzen Bällen überraschte.
Bei erneut hochsommerlichen Temperaturen hatte Zverev erstmals im Turnierverlauf sein schwarzes Nationaloutfit zu einem weißen T-Shirt getauscht. Die Hitze schien ihm dennoch zu schaffen zu machen. Während der Seitenwechsel legte er sich nicht nur kühlende Handtücher auf die Schulter, sondern auch Eisbeutel auf den Kopf oder unter das Shirt.
„Halt durch, Junge“, rief ein Zuschauer Mitte des zweiten Abschnitts – und brachte Zverev damit zum Schmunzeln. Wenig später ließ er sich von Zuschauern in der ersten Reihe ein wenig Luft zu wedeln. Bei 4:3 schlossen die Organisatoren das Hallendach, um Schatten zu spenden. Bei 5:5 leistete sich Zverev eine Schwächephase bei eigenem Aufschlag und ermöglichte dem Italiener das entscheidende Break.