Erst diese Woche mussten in Hessen 1800 Hausschweine eines Hofes getötet werden, weil sich der Bestand mit Schweinepest infiziert hatte. Wie ist die aktuelle Lage beim Kampf gegen die Seuche?
Die Schweinepest ist in Südhessen ausgebrochen – und der Kampf gegen die Seuche geht weiter. Die Viruserkrankung bereitet Landwirten und Jägern nach wie vor große Sorgen. Im Kampf gegen die Ausbreitung der Schweinepest wurden inzwischen unter anderem auf mehr als 100 Kilometern Elektrozäune aufgestellt. Sie sollen verhindern, dass Wildschweine die Erreger weitertragen. Mehrere Höfe sind bereits betroffen – erst am Donnerstag wurden 1.800 Hausschweine von einem Spezialbetrieb getötet und entsorgt.
Wie ist die Lage in Hessen?
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) war Mitte Juni erstmals bei einem Wildschwein im Kreis Groß-Gerau nachgewiesen worden. Am vergangenen Dienstag fand eine Försterin im Landkreis Darmstadt-Dieburg einen infizierten Kadaver, wie das Landwirtschaftsministerium mitteilte. Mittlerweile wurden über 35.000 Hektar Fläche sowohl mit Hunden als auch mit Drohnen abgesucht und dabei mehr als 345 tote Wildschweine gefunden. Von diesen wurden 79 positiv getestet.
Rund um einen Ausbruchsort gibt es eine Sperrzone und eine Pufferzone. Für Wild- und Hausschweine ist die Viruserkrankung nicht heilbar und verläuft fast immer tödlich. Für Menschen und andere Tierarten ist sie laut Bundesagrarministerium ungefährlich – auch, wenn man das Fleisch infizierter Tiere verzehre. Bislang sind acht Höfe mit Schweinehaltung betroffen, alle im Kreis Groß-Gerau. Die Tiere mussten getötet werden.
Was passiert mit den getöteten Tieren?
Die toten Hausschweine werden nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums zu einem Fachbetrieb für die Weiterverarbeitung von tierischen Nebenprodukten, wie sie beispielsweise beim Schlachten entstehen, nach Lampertheim (Kreis Bergstraße) gebracht. Sie werden dort nicht verbrannt, sondern bei einer Hitze von 133 Grad und einem Druck von drei Bar mindestens 20 Minuten lang erhitzt. Damit soll sichergestellt werden, dass alle ASP-Viren abgetötet sind.
Bei dieser Behandlung zerfallen die Kadaver zu einer Art flüssigen Brei. Die Stoffe daraus werden den Angaben zufolge teilweise weiterverarbeitet als Brennstoff oder Biodiesel.
Wie lang sind inzwischen die Schutzzäune?
Im Kampf gegen die Ausbreitung der Schweinepest sind in Südhessen inzwischen auf einer Strecke von rund 115 Kilometern Elektrozäune aufgebaut worden. „In den nächsten Tagen ist die Aufstellung von weiteren rund 20 Kilometern taktischer Elektrozäune geplant“, teilte das Landwirtschaftsministerium mit. Hierbei handele es sich überwiegend um einen Lückenschluss in der Bezäunung. Die Kosten für die Schutzzäune werden aktuell durch das Land finanziert.
Warum muss der Zaun im Kampf gegen die Seuche aufgestellt werden?
„Die Zäunung ist dringend notwendig, um das Seuchengeschehen lokal zu begrenzen“, erklärte ein Sprecher des Landesjagdverbandes. Die mobilen Elektrozäune würden verhindern, dass möglicherweise bereits infiziertes Schwarzwild in andere Regionen abwandere. Ein fester Wildschutzzaun mit Untergrabschutz sei bereits in Planung. „Dieser kann jedoch erst aufgestellt werden, wenn das Kerngebiet genau bekannt ist“, erläuterte der Sprecher. „Durch neue Kadaverfunde können sich die Grenzen dieses Gebietes noch verschieben.“ Auch das Landwirtschaftsministerium erklärte, es sei noch zu früh für eine Aussage, wo der feste Zaun stehen wird.
Welche Nachteile hat ein Zaun?
Der Landesjagdverband sieht eine zunehmende „Verdrahtung der Landschaft“ grundsätzlich als „sehr kritisch“ an. Durch Zäune an Autobahnen oder Bahnstrecken werden die Wanderbewegungen der Wildtiere eingeschränkt. Dies führe etwa beim Rotwild zu Inselpopulationen und damit zu einer genetischen Verarmung. „In der aktuellen Situation hat jedoch die Seuchenbekämpfung höchste Priorität und somit sind sowohl mobile Elektrozäune als auch die geplanten Festzäune unerlässlich, um das Seuchengeschehen zu begrenzen und hoffentlich bald kontrollieren zu können“, sagte der Sprecher.
Welche Hilfen bekommen betroffene Landwirte?
Wenn Betriebe wegen der Schweinepest Verluste erleiden, wird je zur Hälfte durch die Tierseuchenkasse und das Land Hessen eine Entschädigung gezahlt. Die Höhe richtet sich nach dem Wert der toten Tiere, es gibt Höchstsätze. Zudem werden in bestimmten Fällen Beihilfen für die Reinigung und Desinfektion als freiwillige Leistungen der Tierseuchenkasse gewährt. Da sich die Maßnahmen zur Eindämmung der Schweinepest nicht nur auf Schweinehalter auswirken, können auch Landwirte ohne Schweinehaltung Ersatz für Vermögensschäden verlangen.