Feindinnen auf der Bühne: Anouschka Renzi: „Ich versuche, Frau Nick so gut es geht zu ignorieren“

Anouschka Renzi und Désirée Nick hatten ihren legendären „Zickenkrieg“ beigelegt, doch vor der Münchner Premiere ihres gemeinsamen Theaterstücks „Bette und Joan“ eskaliert die Feindschaft von Neuem.

Das Stück ist eigentlich perfekt gewählt: In „Bette und Joan“ treffen zwei Diven aufeinander, die einander in Rivalität und Abneigung herzlich verbunden sind. Bette Davis und Joan Crawford waren bei den Dreharbeiten zu „Was geschah wirklich mit Baby Jane?“ aufeinandergeprallt. Die Dramen hinter der Kamera sind bis heute legendär.

Désirée Nick und Anouschka Renzi: Erst kam der Rechtsstreit, dann die Tournee

Für die aktuelle Inszenierung des Theaterstücks, das diesen Clash der Hollywoodlegenden aufbereitet, hat man zwei ideale Darstellerinnen gefunden, die selbst für einen veritablen „Zickenkrieg“ berühmt geworden sind. Désirée Nick hatte die Schauspielerin Anouschka Renzi jahrelang in ihren Bühnenshows durch den Kakao gezogen, teils schwer beleidigend, woraufhin diese 2004 vor Gericht erwirkte, dass einige der Äußerungen bei Androhung eines Ordnungsgeldes von 250.000 Euro untersagt wurden. In weiteren Rechtsstreiten traf man sich bei einem Vergleich, dessen Details geheim sind. 

2004 standen sich Renzi und Nick im so genannten „Zickenkrieg-Prozess“ am Landgericht Berlin gegenüber. Am Ende kam es zum Vergleich.
© Herrmann

Dass sich die beiden noch einmal für einen gemeinsamen Auftritt zusammentun könnten, galt damals als ausgeschlossen. „Ich habe Frau Nick viele Jahre konsequent gemieden und wollte mit ihr nichts zu tun haben“, sagt Renzi heute. Nach ihrem Aufenthalt im RTL-„Dschungelcamp“ habe Nick sie jedoch „um die 30 Mal angerufen“, um sie in ihren Podcast zu holen. „Darin hat zwar nur sie geredet, aber es war mir egal, sie ist nun einmal eine rhetorische Dampfwalze“, so Renzi. Gemeinsam habe man überlegt, mit „Bette und Joan“ auf Bühnentour zu gehen. „Leider hat der Regisseur zu viel von Frau Nicks Witzen in das Stück übernommen, weshalb es etwas verloren hat.“

Öffentliche Rivalität als PR-Gag?

Die öffentlich zelebrierte Rivalität der beiden Damen könnte auch ein genialer PR-Gag sein, denn manches gehört auch zur Bühnenshow: gegenseitiges Angiften bis hin zu einer dramatischen Würgeszene. Doch wer mit Anouschka Renzi spricht, darf sich von einer höchst realen Genervtheit überzeugen. „Sie hat mir während des Stücks die Perücke vom Kopf gerissen, das gehörte nicht zur Inszenierung“, klagt Renzi. „Vielleicht finden das manche Zuschauer amüsant, weil es zum Stück passt, aber die Zusammenarbeit mit ihr ist schwierig, weil sie sehr laut und sehr dominant ist und ich eigentlich harmoniebedürftig. Ich versuche, Frau Nick so gut es geht zu ignorieren.“

Selbst die Rivalität zwischen Bette Davis und Joan Crawford wirkt im Vergleich zum deutshcen Duo wie höfliches Geplänkel
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Gerade hat „La Nick“ den Reportern der Münchner „Abendzeitung“ anlässlich der bevorstehenden Premiere in der Komödie im Bayerischen Hof allerlei Giftiges über die Kollegin in den Notizblock diktiert. „Im Gegensatz zu Anouschka baut meine Karriere nicht auf familiären Beziehungen zur Branche auf, und mir wurden in jungen Jahren auch keine TV-Rollen auf dem Silbertablett serviert“, sagt sie über die Tochter der Filmlegenden Eva Renzi und Paul Hubschmid. Nick schimpft über Renzis Tischmanieren, behauptet, diese würde lautstark Kolleginnen mit dem „F-Wort“ bedenken, und häufig die Türen knallen. „All das entspricht nicht meinen Umgangsformen. Wir haben uns deshalb auch nicht verabschiedet, nachdem wir sechs Wochen erfolgreich in Düsseldorf auf der Bühne gestanden hatten“, so Nick im Interview. „Niemand kann erwarten, dass man nach einem solchen Abgang so tut, als wäre alles im Reinen.“

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Hat Désirée Nick Anouschka Renzi das Leben gerettet oder nicht?

Renzi widerspricht all den Behauptungen schwer genervt. „Ich spiele meine Bette Davis, versuche professionell zu sein und blicke stur auf Job und Gage.“ Nicks Erzählungen in der Münchner Presse seien erfunden. „Natürlich haben wir uns verabschiedet“, sagt sie. Und auch die von Nick verbreitete Anekdote, sie habe Renzi, die wohl auf der Bühne einen Schwächeanfall erlitt, persönlich das Leben gerettet, sei Unsinn. „Es war ganz einfach ein Arzt im Publikum anwesend, der mir geholfen hat.“

Man werde „keine Freundinnen mehr, sie findet sich selbst wirklich lustig und hält mich für humorlos und stinkend langweilig, weil ich das nicht tue“, sagt Renzi. Sie sei nun einmal „kein Showgirl, sondern komme vom klassischen Theater“. Das Stück selbst kommt beim Publikum allerdings gut an, weshalb die beiden streitbaren Frauen wohl noch einige Zeit miteinander auskommen müssen. Nach einem ganzen Monat in München sollen sie noch in Bonn, Dresden und Berlin auftreten.