Viggo Mortensen hat über harte Zeiten für die Filmbranche gesprochen und darüber, dass er als Produzent oft „fast nichts verdiene“.
Drei Oscarnominierungen, eine Hauptrolle in einer der erfolgreichsten Fantasy-Filmreihen der Welt und zahlreiche Tätigkeiten als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent: Da könnte man meinen, Hollywoodstars wie Viggo Mortensen (65) können sich ihre Projekte nach Lust und Laune aussuchen. „Irrtum!“, stellt der dänische Schauspieler im Interview mit der „Welt am Sonntag“ klar.
Dass er Anfang der 2000er Jahre in der Rolle des Waldläufers Aragorn in der international erfolgreichen Filmreihe „Der Herr der Ringe“ von Peter Jackson (62) so große Erfolge feiern würde, sei „ein Glücksfall“ gewesen, gibt sich Mortensen bescheiden. Er verbinde mit der Zeit nicht einen negativen Aspekt. „Ich habe es genossen, Teil des Tolkien-Universums zu werden und über die Fundamente seiner Geschichte nachzudenken, keltische Mythen und nordische Sagas.“
„Herr der Ringe“ hat er viel zu verdanken
Neben seinen Auftritten vor der Kamera habe er auch in Sachen Regie und Produktion viel von Jackson und dessen Team gelernt und dabei zugesehen, „wie sie jeden Tag Probleme lösten“. Dadurch habe seine Karriere als Drehbuchautor, Regisseur und Produzent zuletzt noch einmal „abgehoben“, so Mortensen. Für seinen neuesten Film „The Dead Don’t Hurt“ hat der Däne Regie geführt, das Skript geschrieben – und sich selbst gecastet. „Ich habe diesmal die Hauptrolle nur aushilfsweise übernommen. Wir hatten einen anderen Schauspieler, aber nach ein paar Monaten hat er sich umentschieden. Ich sah mich also nach jemand anderem um, ungefähr seines Alters und Typs und so bekannt, dass die Finanziers keine kalten Füße bekommen würden.“ Doch die Zeit sei knapp geworden und Mortensen schlüpfte letztendlich selbst in die Rolle des Holger Olsen.
Viggo Mortensen macht mit Filmen teilweise Verluste
Der 65-Jährige sei über die Jahre wählerischer mit seinen Projekten geworden. Er hoffe stets auf spannende Storys, doch oft seien Ideen nur anfangs vielsprechend und würden sich später als „nicht so gut“ wie erhofft herausstellen. „Manchmal dauert es eine Weile. Es gibt Projekte, bei denen ich fast nichts verdiene oder sogar verliere, weil ich mitproduziere“, sagt Mortensen. „Die Leute glauben, wenn man berühmt sei, könne man sich die Arbeit aussuchen. Irrtum! Das Einzige, was man wirklich tun kann, ist, Nein zu sagen. Diese Macht habe ich oft ausgeübt.“
Nach der Corona-Pandemie und dem großen Autoren- und Schauspieler-Streik in Hollywood sei es „schwerer denn je“ unabhängige, originelle Filme zu produzieren. Bei „The Dead Don’t Hurt“ habe er Glück gehabt, da eine mexikanische Produzentin diesen „quasi allein stemmt“. Dafür übernehme Mortensen aktuell die Promo für den Western. Er rührt die Werbetrommel selbst, reist von Festival zu Festival und das seit Monaten. „Ich habe mich weit mehr hineingekniet als in alle ‚Herr der Ringe‘-Filme zusammen, fast nonstop seit letztem Herbst. Für diesen Film habe ich etwa 80 Publikumsgespräche gemacht. Und einige stehen noch aus.“
Ab dem kommenden Donnerstag (8. August) ist „The Dead Don’t Hurt“ in den deutschen Kinos zu sehen.