Der Turm der umstrittenen Garnisonkirche in Potsdam wird öffnen. In wenigen Wochen können Besucher erstmals in die Ausstellung und die Aussicht genießen. Protest von Kritikern ist programmiert.
Nach langer Planung und viel Streit wird am 23. August der wieder errichtete Turm der Garnisonkirche in Potsdam eröffnet. Dann können Besucher erstmals von der 57 Meter hohen Aussichtsplattform einen Rundumblick genießen – über 365 Stufen oder mit dem Aufzug erreichbar.
Bevor der Turm samt Ausstellung für die Öffentlichkeit zugänglich ist, wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu einem Festakt einen Tag zuvor, am 22. August (11.00 Uhr), erwartet. Das kündigte der Programmvorstand der Stiftung Garnisonkirche Potsdam, Pfarrer Jan Kingreen, an. Steinmeier ist auch Schirmherr für den Wiederaufbau.
Die Rekonstruktion der historischen Garnisonkirche – einst eine Militärkirche – ist seit Jahren in Deutschland umstritten. Kritiker sehen darin ein Symbol des Militarismus und einen Identifikationsort rechter Kräfte. Sie verweisen auf den historischen „Tag von Potsdam“ im März 1933, als Reichspräsident Paul von Hindenburg vor der Garnisonkirche dem neuen Reichskanzler Hitler die Hand reichte.
Die evangelische Kirche will den Neubau der Garnisonkirche als Ort für Friedensarbeit und Demokratiebildung etablieren. Eine Ausstellung mit dem Titel „Glaube, Macht und Militär“ soll sich kritisch mit der Geschichte und den politischen Entwicklungen befassen. Es gibt in dem Turm auch Seminarräume für Bildungsarbeit und eine Kapelle.
Millionen-Baukosten aus Bundesmitteln und Spenden
Die Baukosten, die laut Stiftung rund 42 Millionen Euro betragen, finanziert überwiegend der Bund. 30 Prozent der Summe seien durch Spenden zusammen gekommen, so die Stiftung. Eine Besonderheit: Jedermann kann für Ziegelsteine (100 Euro) und Treppenstufen (für 2.500 Euro und 5.000 Euro) spenden. Dafür können sich die Unterstützer etwa mit einem wichtigen Datum und Namen darauf verewigen. Etwa 6.000 gespendete Steine seien an den Turmwänden bislang vermauert, sagte Programmvorstand Kingreen.
In der DDR gesprengt
Die 1730 bis 1735 erbaute Garnisonkirche – ein Bauwerk des norddeutschen Barock – war prägend für Potsdams Stadtbild. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie schwer zerstört und 1968 auf Geheiß der DDR-Führung gesprengt. Die Arbeiten für den Neubau des Turms, der außen dem historischen Original nachempfunden ist, begannen im Jahr 2017 – begleitet von Protesten von Gegnern. Erste Initiativen für das Projekt liegen bereits um die 20 Jahre zurück.
Der Eintritt für den Turm kostet zwölf Euro für die Ausstellung und die Aussichtsplattform, das „Potsdam Panorama“. Ermäßigt sind es sieben Euro. Auf die Besucherplattform passen maximal 60 Menschen gleichzeitig.