Muhammad Yunus ist der Wunschkandidat der Demonstranten in Bangladesch und international anerkannt. Wird das Land mit rund 170 Millionen Einwohnern zur Ruhe kommen?
Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus soll die Übergangsregierung in Bangladesch leiten. Die Entscheidung habe Präsident Mohammed Shahabuddin bei einer Sitzung mit der Armeeführung und Vertretern der Studentenorganisation SAD getroffen, wie das Präsidialamt am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) mitteilte. Yunus hatte sich dazu bereit erklärt, die Regierung übergangsweise zu führen, nachdem Anführer der SAD ihn dazu aufgerufen hatten. Regierungschefin Scheich Hasina war aufgrund der von den Studierenden angeführten wochenlangen Massenproteste am Montag nach Indien geflohen.
Shahabuddin habe zugesichert, dass die Übergangsregierung „so schnell wie möglich“ gebildet werden solle, sagte Studentenführer Nahid Islam im Anschluss an das Treffen mit dem Präsidenten. Im Zusammenhang mit den gewaltsamen Ausschreitungen und zahlreichen Toten bei den Protesten wurde der nationale Polizeichef entlassen, teilte das Präsidialamt weiter mit.
Yunus fordert freie Wahlen in Bangladesch
Hasina war am Montag nach 15 Jahren an der Macht und nach wochenlangen und teils gewaltsamen Massenprotesten mit hunderten Toten aus Bangladesch geflohen. Zuvor hatten Demonstranten unter anderem ihren Amtssitz gestürmt und Fernsehstationen in Brand gesetzt. Armeechef Waker-Uz-Zaman kündigte daraufhin die Bildung einer Übergangsregierung an. „Es ist Zeit, der Gewalt ein Ende zu setzen“, betonte er. Shahabuddin löste das Parlament auf.
Mindestens 300 Tote bei Anti-Regierungsprotesten in Bangladesch 8:24
Yunus hatte im Vorfeld der Entscheidung Shahabuddins betont, die Übergangsregierung sei „nur der Anfang. Wirkliche Befriedung kann es nur mit freien Wahlen geben. Ohne Wahlen gibt es keinen Wandel.“ Der 84-Jährige galt lange als politischer Widersacher von Hasina. Gegen ihn wurden mehr als hundert Gerichtsverfahren angestrengt, die Unterstützer als politische Verfolgung kritisierten.
Yunus hatte in den 1980er Jahren die Grameen Bank gegründet, die Mikrokredite an die ärmsten Menschen in Bangladesch vergibt. 2006 wurde dem Wirtschaftswissenschaftler dafür der Friedensnobelpreis verliehen.