Mit äußerster Vorsicht müssen Retter bei der Suche nach verschütteten Menschen vorgehen, wie nun auch in Kröv. Dabei drängt die Zeit. Worauf Rettungsteams in solchen Situationen achten müssen.
Die Suche nach Verschütteten wie im Fall des eingestürzten Hotels im rheinland-pfälzischen Kröv stellt Einsatzkräfte vor besondere Herausforderungen. Zunächst gehe es in solchen Fällen immer darum, möglichst Kontakt zu verschütteten Personen herzustellen, sagte Michael Walsdorf, Sprecher des Landesverbandes Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland des Technischen Hilfswerks (THW), der Deutschen Presse-Agentur. Er war nach eigenen Angaben auch selbst schon an einem Erdbeben-Einsatz des THW als Rettungskraft beteiligt.
So werden Menschen lokalisiert
Zu Beginn würden Rettungshunde über den Trümmerkegel geschickt, um Menschen unter Schutt und Steinen zu lokalisieren. Falls sie fündig werden, zeigen die Hunde das durch Bellen an. Die Einsatzkräfte sondieren derweil die Gebäudestruktur und prüfen dabei folgende Fragen: Wie sah das Haus vor dem Einsturz aus und wie aktuell? Welche Räume könnten dort sein, wo die Hunde Verschüttete entdeckt haben? Zu welcher Tages- und Uhrzeit hat sich der Einsturz ereignet? Haben die Leute geschlafen oder saßen sie noch zusammen – und falls ja, wo?
Um sich ein möglichst genaues Bild zu machen, würden auch Augenzeugen, also etwa Nachbarn befragt, die die Situation zum Zeitpunkt des Einsturzes schildern können.
So wird Kontakt zu den Verschütteten hergestellt
Danach werde geprüft, wie die Helfer an die Menschen herankommen können. Dazu versuchen diese zunächst, Kontakt herzustellen. Dafür betreten sie sehr vorsichtig die Trümmer, um einen weiteren Einsturz zu vermeiden, und versuchen, sich durch Rufen mit verschütteten Personen zu verständigen.
Mit einer sogenannten Search Cam – einer Kamera mit Mikrofon und Lautsprecher, die an einer Teleskopstange befestigt ist – werde versucht, Hohlräume abzusuchen. „Man schiebt die Kamera in Hohlräume rein, um dann zu sehen: Liegt da jemand? Ist da jemand unter den Trümmern?“, sagte der Sprecher. Mit Verschütteten, die ansprechbar seien, könne über die Gegensprecheinrichtung dann Kontakt gehalten werden. Sollte dies gelingen, werde versucht, die Betroffenen auch mit Trinkwasser zu versorgen.
Situation manchmal „wie beim Mikado“
Weil der Trümmerkegel meist sehr fragil sei, müsse mit äußerster Vorsicht vorgegangen werden. Ein Abheben von Schutt und Trümmern von außen sei nicht möglich, denn das sei viel zu gefährlich. „Das ist wie beim Mikado spielen, nur, dass Sie bei Mikado sehen, wo der Stab auf dem anderen liegt, und das sehen Sie bei dem Gebäude nicht. Ja, und wenn Sie dann was weg heben, erschüttern Sie wieder die Struktur, und dann kann an anderer Stelle was zusammenstürzen.“
Stattdessen graben sich die Helfer teilweise auch händisch, entweder horizontal oder vertikal zu Verschütteten vor – auch indem sie beispielsweise Löcher in eingestürzten Wänden und Decken herstellen. So werde versucht, sich einen Weg zu den Verschütteten zu bahnen. Das dauere lange, und sei viel Arbeit. „Da sind schnell mal 24 Stunden rum, bis man durch ist. Aber das ist die sicherste Methode, um die Menschen lebend rauszubekommen“, sagte Walsdorf. Weil Angehörige in der Regel an einem separaten Ort betreut und versorgt würden, könnten die Helfer wie auch im Fall von Kröv ungestört arbeiten. Die größte Belastung für die Rettungskräfte sei somit „das Arbeiten gegen die Zeit“.
In dem Hotel war am späten Dienstagabend eine Etage eingestürzt, zwei Menschen kamen dabei ums Leben, eine 1961 geborene Frau und ein Mann. Unter den Geretteten sind auch ein zweijähriges Kind und seine Mutter.