Die Mauer teilte Berlin 28 Jahre lang. Bei der zentralen Gedenkveranstaltung geht es diesmal besonders um die, die sie überwunden haben. Manchmal durch einen Tunnel.
Vertreter aus Politik, Kultur und Gesellschaft haben zusammen mit ehemaligen Fluchthelfern und Angehörigen von Todesopfern an den Bau der Berliner Mauer vor 63 Jahren erinnert. Darunter waren neben Mitgliedern aller Fraktionen des Abgeordnetenhauses auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU). An der Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße legten sie Kränze nieder.
„Wir denken heute an diejenigen, die beim Versuch, in die Freiheit zu gelangen, starben“, sagte der Berliner Beauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Frank Ebert, bei der zentralen Gedenkveranstaltung in Berlin-Mitte. „Wir denken aber auch an die unzähligen unbekannten Schicksale sowie an die vielen, deren Träume und Leben der Mauerbau zerstörte.“
Ein Dutzend Fluchttunnel gab es an der Bernauer Straße
In der Kapelle der Versöhnung auf dem Gelände der Gedenkstätte Berliner Mauer erinnerte Pfarrer Thomas Jeutner an die, die das Risiko der Flucht von Ost-Berlin in den Westen auf sich nahmen, manchmal unter der Mauer hindurch. Ein Dutzend Fluchttunnel sind allein an der Bernauer Straße bekannt.
Zeitzeugin Eveline Rudolph berichtete von ihrer Flucht im September 1962 durch einen davon. Sie hatte Erfolg, obwohl die Bibliothekstechnikerin im Visier der Stasi war. „Es ist so unvergessen, dass es mich immer begleitet“, sagte sie. „Nicht auszudenken, was alles hätte passieren können.“
„Wer beschreibt die Angst, verraten zu werden oder entdeckt?“
Auch Ralph Kabisch erzählte, wie sich der Tag des Mauerbaus 1961 für ihn ins Gedächtnis eingebrannt habe. Er schloss als 22-Jähriger einer Fluchthelfergruppe an und beteiligte sich monatelang an den Grabungsarbeiten für einen der Tunnel.
„Wer beschreibt die Angst, verraten zu werden oder entdeckt, verhaftet oder erschossen?“, sagte Pastor Jeutner. „Wochen und Monate haben auf beiden Seiten der Grenze manche nach Lösungen gesucht, die Flucht zu ermöglichen. So wuchs neben der Ohnmacht, welche die meisten empfunden haben damals, bei einigen doch große Entschlossenheit und vor allem die Risikobereitschaft, die Flucht zu wagen.“
Die Berliner Mauer war 155 Kilometer lang
Jeutner wies aber auch auf die Herausforderungen der Gegenwart hin, etwa vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine: „Wie kaum in anderen Jahren zuvor, spüren wir wieder den Schmerz, was diese große Menschheitserfahrung bedeutet: Flucht.“
Der Bau der Berliner Mauer begann am 13. August 1961. Die Führung der DDR wollte so die massenhafte Abwanderung von Menschen in den Westen Berlins und in die Bundesrepublik stoppen, die die DDR-Wirtschaft bremste und den Staat destabilisierte.
Das rund 155 Kilometer lange Bollwerk zerschnitt Berlin mehr als 28 Jahre lang. Nach Angaben der Stiftung Berliner Mauer wurden während dieser Zeit mindestens 140 Menschen an der Mauer getötet oder kamen im Zusammenhang mit dem DDR-Grenzregime ums Leben. Nach Massenprotesten in der DDR wurde die Mauer am 9. November 1989 geöffnet.