Schwaches Stahlgeschäft: Thyssenkrupp setzt Negativkurs im dritten Quartal fort

Der Essener Industriekonzern Thyssenkrupp hat im dritten Quartal den Negativkurs seines bisherigen Geschäftsjahres fortgesetzt. Der Umsatz lag den am Mittwoch veröffentlichten Quartalszahlen nach mit knapp neun Milliarden Euro rund sechs Prozent unter dem Vorjahresquartal. Das Nettoergebnis sackte von 83 Millionen tief in den roten Bereich auf minus 54 Millionen Euro ab. Hintergrund sind vor allem die Probleme im Stahlgeschäft des Konzerns.

Dieser Bereich sei „von schwacher Konjunktur und strukturellen Herausforderungen geprägt“, erklärte Thyssenkrupp. Hinzu kämen „die geringere Dynamik in wichtigen Kundenindustrien wie der Automobilindustrie, dem Maschinen- und Anlagenbau und der Bauwirtschaft“ sowie die weiterhin hohen Energiekosten. Beim schlechten Nettoergebnis spielten demnach zudem „Einmaleffekte“ vor allem mit Blick auf das Indien-Geschäft eine Rolle.

Für das gesamte Geschäftsjahr geht der Konzern von einem Umsatzrückgang um sechs bis acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus und erwartet einen Verlust „im mittleren bis hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich“. Seine Prognose hatte Thyssenkrupp bereits im Juli entsprechend angepasst. „Stark gegenläufige Marktentwicklungen und Einmaleffekte überlagern im dritten Quartal die Fortschritte bei der Transformation von Thyssenkrupp“, erklärte Finanzvorstand Jens Schulte.

Die gestiegenen Energie -und Rohstoffpreise sowie ausländische Konkurrenz belasten besonders die Stahlsparte. Der Essener Konzern will sich in dem Bereich deshalb neu aufstellen und treibt eine Abspaltung voran. 20 Prozent wurden bereits an die Firma EPCG des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky verkauft. Geplant ist, weitere 30 Prozent an EPCG abzutreten.

„Mit dem Closing der 20-prozentigen Beteiligung von EP Corporate Group sind wir außerdem auf dem Weg zur eigenständigen Aufstellung des Stahlgeschäfts einen großen Schritt vorangekommen“, erklärte Schulte. Vorbereitend für die Abspaltung soll zudem die Produktion am Standort Duisburg gedrosselt werden. Thyssenkrupp Steel Europe beschäftigt derzeit rund 27.000 Menschen, viele davon im Ruhrgebiet.

Die Pläne werden von der Arbeitnehmerseite scharf kritisiert. Der Aufsichtsrat konnte sich vergangene Woche nicht auf das weitere Vorgehen einigen. Zunächst soll nun der Finanzbedarf der Stahlsparte über ein Gutachten ermittelt werden. Thyssenkrupp-Chef Miguel López versicherte nach der Aufsichtsratssitzung, der Finanzierungsbedarf sei für die kommenden zwei Jahre gesichert.

In den anderen Konzernbereichen lief es den Angaben vom Mittwoch zufolge zwar besser. „Automotive Technology, Materials Services und Marine Systems konnten ihren Ergebnisbeitrag im Vergleich zum Vorjahr verbessern“, erklärte Thyssenkrupp. Dennoch dürfte es konzernweite Veränderungen geben: „Um sich bestmöglich auf die sich wandelnden Märkte auszurichten, gehen unsere Geschäfte – wo nötig – auch Restrukturierungen konsequent an: Das gilt nicht nur für den Stahlbereich, sondern auch für einzelne Geschäftsbereiche der anderen Segmente.“