Fragen und Antworten: WHO ruft Notlage wegen Mpox aus – was bedeutet das für Deutschland?

Die WHO schlägt Alarm: Neue Mpox-Ausbrüche in Afrika bedrohen die Gesundheit weltweit. Ein wichtiges Werkzeug zur Eindämmung aber fehlt. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen der Ausbreitung des Mpox-Virus die höchste Alarmstufe ausgerufen. Mehrere Mpox-Ausbrüche in Afrika und eine neue womöglich gefährliche Variante bedrohen die öffentliche Gesundheit weltweit. Sie erklärte eine „Gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite“ (PHEIC). 

Die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) bezeichneten die Ausbreitung des Virus als „sehr besorgniserregend“. Der IFRC sei bereit, auch in entlegenen Regionen bei der Eindämmung der Ausbreitung des Virus zu helfen.

Was sind Mpox?

Mpox hießen früher Affenpocken, weil sie zufällig erstmals bei Affen nachgewiesen worden waren. Generell will die WHO Krankheiten aber nicht nach Tieren oder Ländern benennen, in denen sie entdeckt werden, um Diskriminierungen vorzubeugen. Das Virus ist mit dem klassischen Pockenvirus (Variola-Virus) verwandt. Es löst vor allem Hautausschlag aus, aber auch Fieber und Muskelschmerzen. 

WHO ruft wegen Mpox weltweite Notlage aus 19.45

Warum ruft die WHO jetzt den Notfall aus?

Eine neue Variante bereitet der Weltgesundheitsorganisation Sorgen. Sie wurde Ende 2023 in der Demokratischen Republik Kongo entdeckt. Es handelt sich um eine Sublinie der Mpox-Klade I (römisch eins). Sie wird als Ib bezeichnet. Nach Beobachtung von Experten vor Ort dürfte sie ansteckender sein als bisherige Varianten und eine schwerere Infektion auslösen, so Dimie Ogoina, ein nigerianischer Spezialist für Infektionskrankheiten an der Niger Delta-Universität. Er leitete den WHO-Notfallausschuss unabhängiger Experten.

Die Ib-Variante breitet sich unter anderem durch Sexualkontakte aus, so Ogoina. In der Demokratischen Republik Kongo seien aber auch vor allem kleine Kinder infiziert, die einen Großteil der Todesfälle ausmachten. 

Wie verbreitet sind Mpox?

In diesem Jahr wurden schon mehr als 14.000 Verdachtsfälle und mehr als 500 Todesfälle aus der Demokratischen Republik Kongo und anderen Ländern gemeldet – mehr als im gesamten vergangenen Jahr. Experen fürchten, das sei womöglich nur die Spitze des Eisbergs, weil nicht genügend getestet werde und nicht alle Infizierten zu Ärzten gingen. 

Was folgt aus einer „gesundheitlichen Notlage internationaler Reichweite“?

Konkrete Folgen hat eine PHEIC nicht. (Die Abkürzung steht für den englischen Begriff „Public Health Emergency of International Concern“). Die WHO will damit zum einen Behörden in aller Welt zu erhöhter Wachsamkeit bringen. Sie hofft zudem auf mehr finanzielle Unterstützung von Eindämmungsmaßnahmen in Afrika. 

Wie hoch ist das Mpox-Risiko in Europa?

Sehr gering, laut der Europäischen Gesundheitsbehörde ECDC. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) gibt es bislang keine bekannten Fälle der Klade I. „Mpox ist nicht so leicht übertragbar“, sagte Virenforscherin Marion Koopmans von der Erasmus-Universität Rotterdam. „Es wird durch direkten Kontakt verbreitet und ist daher ­­– theoretisch – relativ leicht zu stoppen, wenn es diagnostiziert und erkannt wird.»“

Was ist mit Impfungen?

Es gibt zwei Impfstoffe, aber bei weitem nicht genügend Dosen, vor allem nicht in Afrika. Tim Nguyen von der WHO sagte, es stünden 500.000 Impfdosen vom MVA-BN-Impfstoff zum Kauf bereit. Weitere 2,4 Millionen könnten bis Ende des Jahres produziert werden, wenn es feste Aufträge gebe. Die WHO appellierte an Geberländer, dafür Geld bereitzustellen. Sie bat Länder mit Lagerbeständen auch darum, Impfdosen abzugeben. 

Der zweite Impfstoff LC16 werde in Japan hergestellt, aber nicht kommerziell, sagte Nguyen. Japan sei aber immer sehr großzügig mit Spenden. Die EU hat bereits angekündigt, gut 175.000 Dosen des MVA-BN-Impfstoffs zur Verfügung zu stellen. Der Hersteller, das Pharmaunternehmen Bavarian Nordic, wollte 40.000 Dosen spenden.

Affenpocken neuer Name 17.09

Woher stammt das Virus?

Mpox-Viren waren ursprünglich vor allem bei Nagetieren in West- und Zentralafrika verbreitet. Erstmals wurden sie in den 1970er-Jahren auf dem Gebiet der heutigen Demokratischen Republik Kongo entdeckt. Aufgrund einer markanten Veränderung des Musters und der Häufigkeit von Mutationen sei anzunehmen, dass der Erreger mindestens seit 2016 unter Menschen zirkuliert, berichten Forschende im Fachjournal „Science“.

Die WHO hatte bereits im Juli 2022 einmal eine Notlage wegen Mpox ausgerufen. Damals wurden plötzlich aus mehr als 60 Ländern Fälle der Krankheit, die bis dahin praktisch nur in Afrika bekannt war, gemeldet, darunter auch Deutschland. Die Fallzahlen gingen nach Aufklärung in Risikogruppen und Impfprogrammen ab August 2022 deutlich zurück. Im Mai 2023 hatte die WHO die Notlage wieder aufgehoben.