Mitten im Thüringer Landtagswahlkampf werden Vorwürfe laut, der Spitzenkandidat und Landes-Chef der CDU habe in seiner Doktorarbeit nicht sauber gearbeitet. Die Partei weist das zurück.
Die CDU Thüringen weist Vorwürfe zurück, ihr Parteivorsitzender und Spitzenkandidat für die Landtagswahl, Mario Voigt, habe in seiner Doktorarbeit plagiiert. Voigt habe seine Promotion nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, teilte Generalsekretär Christian Herrgott auf Anfrage mit. Er verwies auch darauf, dass eine frühere Prüfung der Dissertation von 2008 über US-Präsidentschaftswahlkämpfe keine Hinweise auf Verstöße gegen die Grundsätze guter wissenschaftlicher Praxis gefunden habe.
Voigt will Ministerpräsident werden
In Thüringen wird am 1. September ein neuer Landtag gewählt und Voigt will als Ministerpräsident in die Staatskanzlei einziehen. Mit seiner CDU steht der 47-Jährige in jüngeren Umfragen mit Werten zwischen 21 und 23 Prozent auf dem zweiten Platz – hinter der AfD, die bei um die 30 Prozent liegt.
Herrgott sieht in der Veröffentlichung der Vorwürfe gegen Voigt so kurz vor der Wahl keinen Zufall: „Es erstaunt uns keineswegs, dass wenige Tage vor der wichtigsten Wahl in der Geschichte des Freistaats Thüringen derartige bereits in der Vergangenheit entkräftete Vorwürfe gegen Mario Voigt lanciert werden. Es geht ganz offensichtlich darum, ihn zu verleumden“, sagte er.
Zuvor hatte der als Plagiatsjäger bekannte österreichische Kommunikationswissenschaftler Stefan Weber die TU Chemnitz via E-Mail darüber informiert, dass er in Voigts Dissertation 46 Plagiate gefunden habe. Die TU Chemnitz hat sich bislang nicht dazu geäußert.
Plagiatsjäger nimmt auch Auftragsarbeiten an
Weber erklärte auf Anfrage der dpa, er halte es „nicht nur für normal, sondern sogar für wichtig, dass jemand während eines Wahlkampfs die Lebensläufe und schriftlichen Äußerungen der Kandidaten genau screent“. Seinen Angaben nach nehme er auch Bezahlaufträge an. „Dann herrscht Verschwiegenheit zum Auftrag“, schreibt er in seiner Antwort. Dazu sei er sogar gesetzlich verpflichtet – gewerberechtlich sei er ein Detektiv. Es gebe aber auch Untersuchungen, die aufgrund eines anonymen Hinweises über ein Formular auf seiner Internetseite durchgeführt werden oder aus eigenem Interesse, schreibt er.
Kritik am Vorgehen
Herrgott kritisierte die Überprüfung der Dissertation. „Wenn es um Sachaufklärung gegangen wäre, hätte man ausschließlich die zuständige TU Chemnitz „alarmiert“ und nicht die Medien“, erklärte er. Es gehe auch nicht darum, Wissenschaft zu verbessern, „denn andernfalls hätte Mario Voigt zunächst die Gelegenheit zur Prüfung und zur Stellungnahme bekommen“.
Für seine Forschungsarbeit arbeitete Voigt auch eine Zeit lang in den USA. An der privaten Quadriga Hochschule in Berlin ist er Professor für Digitale Transformation und Politik. Seine Doktorarbeit hatte Voigt bei dem Chemnitzer Politikwissenschaftler Eckhard Jesse geschrieben, der für sein umstrittenes Bild des Hufeisens für Links- und Rechtsextremismus bekannt wurde.