In Thailand ist die Tochter des ehemaligen Regierungschefs Thaksin Shinawatra, Paetongtarn Shinawatra, zur neuen Ministerpräsidentin gewählt worden. Das Parlament stimmte am Freitag in einem live im Fernsehen übertragenen Votum mit 349 Stimmen bei 145 Gegenstimmen mehrheitlich für die 37-Jährige. Damit steht zum dritten Mal ein Mitglied der einflussreichen Milliardärsfamilie an der Spitze der Regierung – und zudem die jüngste Regierungschefin in der Geschichte des Königreichs.
Paetongtarn war zuvor von der regierenden Pheu-Thai-Partei für das Amt nominiert worden. Sie soll nun Regierungschef Srettha Thavisin ersetzen, den das thailändische Verfassungsgericht am Tag zuvor seines Amtes enthoben hatte. Keine der zehn anderen Parteien in der von der Regierungspartei geführten Koalition hatte eine Alternative vorgeschlagen.
Die neue Regierungschefin erklärte, sie sei „geehrt und glücklich“ über ihre Wahl. „Ich hoffe wirklich, dass ich den Menschen ein Gefühl der Zuversicht vermitteln kann“, sagte Paetongtarn am Freitag. „Ich hoffe, dass ich die Lebensqualität verbessern und alle Thailänder stärken kann.“
Ihrem Vorgänger Srettha war vorgeworfen worden, mit der Ernennung eines vorbestraften Politikers zum Minister gegen allgemeine ethische Grundsätze verstoßen zu haben. Durch das Gerichtsurteil wurde nicht nur er, sondern auch sein gesamtes Kabinett entlassen.
Die thailändische Politik hat zwei Jahrzehnte chronischer Instabilität hinter sich, in der es immer wieder zu Putschen, Straßenprotesten und folgenreichen Gerichtsbeschlüssen kam. Dafür verantwortlich ist auch der seit Langem andauernde Kampf des Militärs und des königstreuen Establishments gegen die progressiven Parteien des Landes.