Technoparade: Mehr als Krach – Zehntausende feiern bei „Rave The Planet“

Mit Techno für Liebe und Frieden. „Rave The Planet“ will ein Zeichen setzen in bewegten Zeiten. Dabei ist sie laut und bunt.

Laute Beats, Neonfarben, Pailletten, Federboas, Glitzer im Gesicht, viel nackte Haut – und ausgelassene Laune. Zehntausende Menschen feiern in Berlin bei der dritten Ausgabe der Technoparade „Rave the Planet“ mit Loveparade-Gründer Dr. Motte. Rund 300 Künstler und 30 Wagen sind laut Veranstalter bei der riesigen Party-Demo zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor dabei. 

Zum Auftakt sprachen unter anderem Dr. Motte, der mit bürgerlichem Namen Matthias Roeingh heißt. Liebe sei stärker als Hass und Gewalt, sagte er zum diesjährigen Motto „Love is Stronger“. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) schickte eine Audio-Grußbotschaft. „Techno ist mehr als Krach“ und sei ein elementarer Bestandteil der Berliner Kulturszene. „Rave kennt keine Herkunft, kein Geschlecht und keinen sozialen Status.“

Technokultur mittlerweile immaterielles Kulturerbe

Die Party-Demo will für Frieden, Liebe und für den Schutz der elektronischen Tanzmusikkultur einstehen. Zudem fordert sie etwa den Schutz von Clubs und Veranstaltungsorten und „Abrüstung auf allen Ebenen“. Wie die legendären Berliner Technoparaden in den 1990er Jahren war der Umzug als Demonstration angemeldet. Das hat für die Veranstalter große Vorteile gegenüber einer reinen Party-Parade.

Die Berliner Technokultur zählt mittlerweile zum immateriellen Kulturerbe in Deutschland. Die Kulturministerinnen und -minister von Bund und Ländern haben das bundesweite Verzeichnis entsprechend erweitert. „Rave The Planet“ hatte den Antrag gestellt. Roth sprach von einem großen Erfolg. Techno „verbindet Kreativität mit Präzision und schafft einzigartige Räume, in denen Menschen ihre Leidenschaft für Musik und Tanz ausleben können“, so die Kulturstaatsministerin. 

Dr. Motte sieht nach der Anerkennung der Berliner Technokultur als immaterielles Kulturerbe noch Arbeit vor sich. „Das war erst der Anfang, wir können uns darauf nicht ausruhen, sondern wir müssen auch weiter machen“, sagte er. Dies könne durch viele Projekte gelingen. „Deswegen demonstrieren wir heute für unsere Kultur und deren Erhalt.“ 

Bei sommerlichen Temperaturen tanzen die Menschen auf den Straßen rings um die Siegessäule. Die Wagen schieben sich nur langsam durch die Massen hindurch. Zu dem Technospektakel sind viele Menschen extra nach Berlin gekommen. Eine von ihnen ist Melissa Völkel aus Rheine in Westfalen. Gemeinsam mit ihrem kleinen Sohn, der dicke Kopfhörer aufhat, tanzt sie zu den Beats. Gerade in politisch schwierigen Zeiten sei es wichtig, ein Zeichen zu setzen. „Es ist wichtig, dass wir versuchen, wie eine große Familie den Tag zusammen zu verbringen, meint sie.

S- und U-Bahnhof Brandenburger Tor geschlossen 

Laut Polizei wurden 300.000 Menschen zu der Party-Demo erwartet. Zunächst nannten weder Veranstalter noch Polizei konkrete Zahlen zur Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Am Nachmittag kamen noch viele Menschen zu der Parade, die bis in den späten Abend gehen sollte. Nach Angaben eines Sprechers des zuständigen Sanitätsdienstes gab es in den ersten Stunden schätzungsweise 30 Einsätze für die Helfer. Dazu zählten nach seinen Angaben aber auch leichte Fälle – etwa die Frage nach einem Pflaster.

Die Polizei begleitet die Veranstaltung nach eigenen Angaben mit rund 1.000 Einsatzkräften. Bisher gebe es „keine Auffälligkeiten“, so ein Polizeisprecher am späten Nachmittag. Wegen der Parade kommt es zu Verkehrsbehinderungen. Der S- und U-Bahnhof Brandenburger Tor ist wegen Überfüllung geschlossen, wie die Polizei mitteilte. Die Linie S1, S2 und S25 der S-Bahn fahren dort ohne Halt durch. 

 

Das Motto der diesjährigen Parade lautet: „Love is Stronger“. Damit wolle man in Zeiten zahlreicher Krisen ein Zeichen für die Liebe und den Frieden setzen. Die Veranstalter äußerten im Vorfeld den Wunsch, dass sie keine Nationalflaggen sehen wollen. Regenbogenflaggen seien willkommen – davon waren dann auch einige zu sehen. Ebenso Fächer oder Leggins in Regenbogenfarben. 

Auch Umweltschutz und Müllvermeidung seien Anliegen, wie die Veranstalter vorab sagten. So sei eine Reinigungsaktion im Tiergarten nach der Parade mit Freiwilligen geplant. Offiziell verboten seien etwa Glas und Pyrotechnik.

 

 

Rave The Planet