Hunderttausende Spielefans zur Gamescom erwartet – Schwierige Zeiten für den Sektor

Hunderttausende Spielefans dürften ab Mittwoch wieder zur diesjährigen Computerspielemesse Gamescom in Köln pilgern. Doch es sind schwierige Zeiten für den Sektor: Die Umsätze kamen zuletzt nicht mehr an Pandemie-Zeiten heran und vor allem kleinere Entwickler kämpfen ums Überleben. Der Branchenverband Game beklagte daher im Vorfeld der weltgrößten Spielemesse fehlende Unterstützung durch die Regierung.

Offiziell eröffnet werden sollte die Gamescom am Mittwochabend, erwartet wurden dafür auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Am Donnerstagmorgen machen sie einen gemeinsamen Rundgang über die Messe.

Die Gamesbranche begeistere „mit großer Innovationsfreude und Schaffenskraft“ Jahr für Jahr viele Millionen Menschen, schrieb Digitalminister Volker Wissing (FDP) auf X. Sie entwickle dabei „Spitzentechnologie, die weit über Games hinaus Anwendung findet“. Die Veranstalter hoffen bis Sonntag auf 370.000 Besucherinnen und Besucher, im vergangenen Jahr kamen 320.000 Menschen zur Gamescom.

Den inoffiziellen Startschuss gab es am Dienstagabend mit einer Eröffnungsshow vor Fachpublikum und Medien, in der etwa ein neuer Teil der „Borderlands“-Spielreihe und Details zum nächsten Teil von „Call of Duty“ angekündigt wurden. Schwergewichte der Branche wie Microsoft und Tencent aus China sind in Köln vertreten, nicht jedoch die japanischen Konzerne Sony und Nintendo – die Gründe dafür blieben unklar.

Der Industriezweig hat verzeichnete im vergangenen Jahr nach Angaben der Branchenexperten von Newzoo mehr als 160 Milliarden Euro Umsatz. Doch es kriselt: Die Verkaufszahlen schwächeln, kleinere Firmen kämpfen ums Überleben und große Studios setzen Sparprogramme mit umfangreichen Entlassungen durch.

Game, der Verband der deutschen Games-Branche, beklagte fehlende Unterstützung seitens der Politik. Geschäftsführer Felix Falk bezog sich in den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland auf ein vergangenes Jahr beschlossenes Förderprogramm, für das jedoch wegen Streitigkeiten zwischen dem Wirtschaftsministerium und Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) noch immer keine Anträge gestellt werden können. „Das ist in der herausfordernden Situation besonders frustrierend.“

Der aktuelle Förderstopp habe dazu geführt, dass einige Studios international kaum noch wettbewerbsfähig seien, sagte Falk. „Das Geld ist einfach aufgebraucht.“ Roth und ihr Parteikollege, Wirtschaftsminister Robert Habeck, müssten sich „dringend zusammensetzen und einigen, damit die Unternehmen endlich auf die Gelder zugreifen können“.

Der Digitalverband Bitkom veröffentlichte anlässlich der Gamescom aktuelle Zahlen zur Branche. Einer Umfrage zufolge geben Spielefans abgesehen von der Hardware wie Computer, Konsolen oder Handys, im Schnitt monatlich knapp 31 Euro für Video- und Computerspiele aus. Im vergangenen Jahr waren es noch 26 Euro und im Jahr davor 23 Euro.

Dabei geht es neben dem klassischen Kauf von Spielen im Geschäft oder dem Download auf Plattformen vor allem um die sogenannten In-Game-Käufe, also etwa Ausrüstung, um schneller voranzukommen. Vor zwei Jahren waren es noch 37 Prozent, mittlerweile gibt knapp die Hälfte (48 Prozent) an, in den vergangenen zwölf Monaten solche Käufe getätigt zu haben. 

Spielen an sich, egal ob auf Handys, Tablets oder mit der klassischen Konsole, ist laut Bitkom weit verbreitet. Rund die Hälfte der Deutschen (53) ab 16 Jahren spielt zumindest hin und wieder Video- oder Computerspiele, unter den 16- bis 29-Jährigen sind es sogar 90 Prozent. Das Smartphone steht dabei bei der Nutzung ganz oben.

Der Bundessuchtbeauftragte Burkhard Blienert wies bei dem Thema aber auch auf die Risiken einer exzessiven Nutzung von Internet, Computerspielen und Smartphones hin, vor allem für Jugendliche und junge Erwachsene. Eine übermäßige Nutzung digitaler Medien „kann mit psychischen Belastungen wie Kontrollverlust, innerer Unruhe oder erhöhter Reizbarkeit einhergehen“, hieß es.