Triathlon: „Sau geil“: Deichmann und sein Triathlon-Weltrekord

Ein Marathon ist für den Extremsportler ein „Läufchen“. Übers Weltgeschehen informiert sich Jonas Deichmann beim Toilettengang. Nach dem Weltrekord ist aber noch lange nicht Schluss.

Der Applaus wollte gar nicht mehr aufhören. Und als habe er gerade nur ein bisschen Sport getrieben, richtete Jonas Deichmann locker und auch selbst berauscht von einem erinnerungswürdigen Weltrekord-Tag ein paar launige Worte an die Fans im Ziel in Roth. Mehrere hundert waren es an diesem Donnerstagabend und dem 106. Tag seiner Challenge 120 in der Triathlon-Hochburg. 

Ein Buch mit Widmung vom bisherigen Rekordhalter

„106. Neuer Weltrekord“, sagte Deichmann: „Sau geil.“ Bei 105 Triathlons über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42 Kilometer Laufen nacheinander, Tag für Tag, stand die Bestmarke bis zu diesem 22. August 2024. Aufgestellt hatte sie der Brite Sean Conway 2023. 

Dessen Buch darüber hatte Deichmann am Tag vor seinem Weltrekord mit persönlicher Widmung von Conway bekommen. „Das ist das Erste, was ich lesen will nach der Challenge 120“, kündigte Deichmann an. Denn auch wenn der Weltrekord nun seiner ist, Schluss mit den täglichen Einheiten, die von vielen Menschen seit Tag eins begleitet werden, ist noch nicht. 

120 sollen es werden, das große Finale ist für den 5. September geplant. 120 wählte der 37 Jahre alte ehemalige Absolvent der Kopenhagen Business School und der University von Jönköping, weil es der Distanz entspricht, die er bei seinem Triathlon um die Welt von September 2020 bis November 2021 zurückgelegt hatte. 

Damals hatte er sein gesamtes Equipment immer selbst mit transportieren müssen. Deichmann, geboren in Stuttgart, fuhr aber auch schon mal 5500 Kilometer von New York nach Los Angeles mit dem Rad und lief einen Tag nach der Ankunft wieder zurück nach New York. Deichmann ist Extremsportler, den das für andere Unfassbare reizt.

Die Challenge 120 begann am 9. Mai. Nicht zu vergessen, die Vorbereitung auf Deichmanns härtestes Projekt. „Das sind jetzt acht, neun Monate mein Leben, da war Zeit für nichts anderes. Es ist so geil, jetzt endlich hier zu sein“, sagte Deichmann im Ziel, diesmal mit der Startnummer 106 und bedankte sich bei seinem „sensationellen Team“. 

Zahlen zum Weltrekord: Von Laufschuh-Verbrauch bis Toilettenpausen

402,8 Kilometer legte Deichmann bisher im Wasser zurück – immerhin etwa ein Drittel der Länge des Rheins. 19.080 Kilometer fuhr Deichmann auf dem Rad – zum Vergleich: Luftlinie trennen Berlin und Tokio rund 8.910 Kilometer. Nicht zu vergessen, was Deichmann als „Läufchen“ bezeichnet: Da sind mittlerweile 4.452 Kilometer zusammengekommen.

Etwa zwölf Paar Laufschuhe hat Deichmann verbraucht, dazu drei Neoprenanzüge beim Schwimmen. Jeden Tag muss er rund 10.000 Kalorien zu sich nehmen, was etwa sieben Kilogramm Nudeln entsprechen würde. Aber selbst wenn er die dank einer speziellen Konstruktion seit einiger Zeit während der Fahrt zu sich nehmen kann, verteilen sich die Kalorien und Kohlenhydrate auch auf andere Lebensmittel.

Geschlafen wird etwa sechseinhalb Stunden, jeden Morgen geht es um sieben Uhr in den Rothsee. Hinzu kommen zwölf Minuten Mittagsschlaf. Um sich auf dem Laufenden zu halten, nutzt Deichmann die Toilettenpausen. Und eines durfte vor dem „Läufchen“ zum Weltrekord auch nicht fehlen: Der Espresso. Auf rund 220 bringt es Deichmann mittlerweile. Und noch ist ja nicht Schluss.