Auf dem Stadtfest in Solingen tötet ein Angreifer mehrere Menschen. Nicht nur für direkte Beobachter der Gewalttat kann das traumatisierend sein. Vor Ort sind Experten im Einsatz, um zuzuhören.
Nach dem tödlichen Messerangriff von Solingen haben Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger die Arbeit aufgenommen. „Die letzten Stunden waren schlaflos“, sagte die örtliche Koordinatorin Simone Henn-Pausch der Deutschen Presse-Agentur. Sie sei am Vorabend gegen 22.00 Uhr alarmiert worden – seitdem sei sie mit dem Einsatz beschäftigt.
10 bis 15 Seelsorgerinnen und Seelsorger seien bislang am Freitag und Samstag für Menschen ansprechbar gewesen, die ein Bedürfnis verspürten, über die Ereignisse zu sprechen. Vermutlich werde es auch in den kommenden Tagen ein Angebot geben.
„Es gibt einige, die darüber sprechen wollen, die einfach betroffen sind“, berichtete Henn-Pausch. Es seien Menschen dabei, die den Messerangriff miterlebt hätten, und Menschen, die unabhängig davon besorgt seien.
Zuhören, um im Rhythmus zu bleiben
„Wir hören in erster Linie zu“, sagte die Notfallseelsorgerin. Eine direkte Antwort habe man oft allerdings auch nicht. „Warum passiert so etwas? Warum passiert das in Solingen? Da haben wir keine Antwort zu“, erklärte sie. Aber wenn jemand sage, dass er eine Ohnmacht nicht loswerde oder sich hilflos fühle – dann könne man an Strategien arbeiten. Dann gehe es darum, nach Möglichkeit „in seinem eigenen Rhythmus“ zu bleiben.
„Erst einmal würden wir sagen: Wir sind aktuell noch in der Schockphase“, sagte Henn-Pausch. Ob sich daraus Traumata entwickelten, das zeige sich erst sehr viel später.
Bei dem Angriff auf einem Stadtfest waren am Freitagabend drei Menschen getötet worden. Acht weitere Menschen wurden verletzt, fünf davon schwer. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen stufte die Tat wegen des zielgerichteten Vorgehens des Täters als Anschlag ein.
Dem Täter sei es gelungen, im Tumult und in der sich anfangs ausbreitenden Panik nach der Tat zu entkommen, hatte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums erklärt.