Regional unterschiedliche Strompreise schwächen den Industriestandort Deutschland, sagen die Industrie- und Handelskammern im Süden. Könnte eine Aufteilung sogar die Energiewende bremsen?
Die Wirtschaft in Süddeutschland lehnt eine Aufteilung Deutschlands in Strompreiszonen entschieden ab. In einem gemeinsamen Appell fordern der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK), der Wirtschaftsbeirat Bayern, die IHKs aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland sowie die Netzbetreiber Amprion und TransnetBW die Bundesregierung auf, sich bei der EU nachdrücklich für den Erhalt der einheitlichen Strompreiszone in Deutschland einzusetzen.
BIHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl sagte, geteilte Strompreiszonen bedeuteten für die bayerische Wirtschaft höhere Kosten und schlechtere Standortbedingungen für die Industrie. „Das würde die deutsche Wirtschaft insgesamt schwächen.“ Das EU-Prüfverfahren zur Anpassung der Strompreiszonen berücksichtige den laufenden massiven Netzausbau nicht genug. Die strukturellen Engpässe in den deutschen Übertragungsnetzen seien bis Ende 2028 behoben.
Bisher ist in Deutschland für den Strompreis nicht entscheidend, wo dieser produziert wird. Solange die Kraftwerksbetreiber zur selben Zeit Strom anbieten, erzielen sie auch denselben Preis. Durch den Atomausstieg und die Energiewende reicht die Stromproduktion in Süddeutschland mit seinen großen Industriestandorten aber nicht mehr, um den Bedarf zu decken, während im Norden mehr Strom produziert als verbraucht wird. Oft müssen Netzbetreiber eingreifen, um Stromausfälle zu vermeiden. Der Ausbau der Übertragungsnetze ist teuer. Die Aufteilung Deutschlands in Strompreiszonen könnte Strom im Süden verteuern, im Norden könnte der Strompreis sinken.
Der Wirtschaftsbeirat Bayern warnte, die Investitionen für Windräder an der Nordsee müssten komplett neu kalkuliert werden, wenn sie nicht mehr in der gleichen Strompreiszone angesiedelt sind wie die Abnehmer im Süden. Die Aufteilungspläne „werfen die Energiewende zurück“, der Netzausbau werde auf mehr Widerstände stoßen, sagte die Präsidentin des Wirtschaftsbeirats und CSU-Europaabgeordnete Angelika Niebler.