Wölfe sind seit ihrer Rückkehr nach Deutschland ein Streitthema. Landwirte und Schäfer beklagen hohe Verluste durch Weidetierrisse. In MV leben derzeit 18 Wolfsrudel. Über 70 Welpen wurden bestätigt.
Angesichts der weiterhin hohen Zahl an Wölfen in Mecklenburg-Vorpommern hält Agrarminister Till Backhaus eine Bestandsregulierung für dringend geboten. „Wir müssen regional in die Bestände eingreifen können und zum Beispiel eine gewisse Anzahl von Welpen entnehmen können, damit der Bestand nicht weiter anwächst“, sagte der SPD-Politiker bei der Vorstellung erster Zahlen aus dem aktuellen Monitoring-Jahr 2024/25. Auch müsse der Bund endlich die rechtssichere Entnahme von auffälligen Wölfen ermöglichen.
Auf Grundlage des Monitorings geht man für MV mit Stand 14. August 2024 von 18 Rudeln, 6 Paaren und 3 territorialen Einzelwölfen aus. In 17 der 18 Rudel habe es Reproduktionen mit insgesamt 77 bestätigten Welpen gegeben. „Die reale Welpenanzahl kann etwas höher liegen, da in einigen Rudeln bisher nur eine Mindestanzahl ermittelt werden konnte“, betonte Backhaus. Allein in diesem Jahr gab es bis 18. Juni 42 Rissvorfälle mit 159 toten und 15 verletzten Tieren.
Hohe Kompensationskosten
Besorgt zeigte sich der Minister über die hohe Zahl an tot aufgefundenen Wölfen. Im abgeschlossenen Monitoring-Jahr 2023/24 waren es den Angaben zufolge 15 tote Wölfe. Meist starben die Tiere bei Verkehrsunfällen (8), in einem Fall lag aber auch eine illegale Tötung vor. Sobald es den Anfangsverdacht einer illegalen Entnahme gebe, werde umgehend die Polizei hinzugezogen und Strafanzeige erstattet, so Backhaus.
Von 2007 bis Ende 2023 wurden im Zusammenhang mit den 473 Schadensfällen, bei denen ein Wolf als Verursacher festgestellt oder nicht ausgeschlossen werden konnte, insgesamt 1.670 Tiere getötet und 492 Tiere verletzt. Das führte zu erheblichen Kosten beim Land, das in dem Zeitraum eine Schadenssumme von 232.800 Euro als Kompensationsleistung an Nutztierhalter beglich. An den fortlaufend hohen Kosten werde sich so lange nichts ändern, wie die Politik sich weigere, den Schutzstatus der Art Wolf herabzustufen, so Backhaus.
Der Wolf hat sich nach Ansicht des Ministers in weiten Teilen Deutschlands wieder fest etabliert und muss somit nicht mehr überall den höchsten Schutzstatus genießen. „Nach unserem Wissen hat sich Deutschland noch nicht einmal klar zum Vorschlag der EU-Kommission positioniert, den Schutzstatus der Art Wolf herabzustufen. Ich kann an dieser Stelle verstehen, dass die Weidetierhalter sich von der Politik verschaukelt fühlen. Ich fordere endlich deutliche Initiativen von Bund und EU“, so Backhaus.
Das Bundesamt für Naturschutz gibt unter Hinweis auf das Wolfsmonitoring 2021/2022 die Zahl der in Deutschland nachgewiesenen Wölfe mit etwa 1.200 an. Vor allem im Osten und Norden hat sich der in Deutschland zur Mitte des 19. Jahrhunderts ausgerottete Wolf seit seiner Rückkehr um die Jahrtausendwende wieder ausgebreitet.