Mit der Ankündigung, Werkschließungen und Entlassungen nicht länger auszuschließen, hat VW den Betriebsrat auf die Barrikaden gebracht. Von einem Branchenexperten kommt dagegen Zuspruch.
Die jüngste Ankündigung von VW zu möglichen Werkschließungen ist nach Ansicht eines Branchenexperten ein notwendiger Weckruf für den Wolfsburger Autobauer. Angesichts der aktuellen Probleme müsse VW nun dringend gegensteuern, um wettbewerbsfähig zu bleiben, sagte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach der Deutsche Presse-Agentur. „Und das geht schlichtweg nicht mit den aktuellen Kostenstrukturen. Das ist eine unbequeme Wahrheit.“
Europas größter Autobauer hatte am Montag angekündigt, dass im Rahmen des Sparprogramms bei der Kernmarke VW Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht länger ausgeschlossen sind.“Das ist jetzt ein großer Weckruf„, sagte Bratzel. „Und der ist auch notwendig.“ Denn, so Bratzel weiter: „So gern man Standort- und Beschäftigungssicherung hat. Längerfristig kann man Beschäftigte und Standorte nur sichern, wenn man wettbewerbsfähig ist.“
Ohne einschneidende Maßnahmen drohe Volkswagen, in einigen Jahren zum Sanierungsfall werden, warnte der Experte. „Sie Situation ist jetzt nicht kurzfristig unternehmensgefährdend, aber mittel- und langfristig schon“, so Bratzel. „Die Situation ist noch im Griff, aber in wenigen Jahren kann das ganze existenzgefährdend werden.“ Und dem müsse man nun vorbeugen. „Jetzt ist noch Zeit. Aber die Situation spritzt sich zu.“
Grund für die Krise seien unter anderem das schwächelnde China-Geschäft, neue Konkurrenz aus Asien und der stockende Hochlauf der E-Mobilität bei zugleich hohem Investitionsbedarf in die neue Antriebstechnik. „Die Party der Automobilindustrie, von der wir profitiert haben in den letzten 20, 30 Jahren, die ist vorbei. “
Das betreffe nicht nur VW, sondern die gesamte Branche. VW sei wegen seines traditionell hohen China-Anteils aber besonders stark betroffen. Zudem tue sich VW meist schwerer als andere Unternehmen mit Veränderungen. „Diesen Tanker in Bewegung zu setzen, ist enorm schwer“, sagte Bratzel. „Das muss jetzt gelingen.“