Baugeschichte: Archäologen suchen nahe der Dresdner Stadt Mittelalterliches

Bevor in Sachsen gebaut wird, untersuchen Archäologen die Flächen nach Spuren der Vergangenheit. Dresden ist dabei ein lohnendes Pflaster für die Wissenschaft – nun gibt es eine weitere Ausgrabung.

Archäologen haben am Rande der Dresdner Innenstadt auf dem ehemaligen Gelände des DDR-Computerkombinats Robotron Reste historischer Bebauung freigelegt. Bisher fanden sie verfüllte Keller aus dem 19. Jahrhundert, derzeit bergen sie zwischen den baulichen Überresten vor allem Porzellan, Glas und Gebrauchskeramik aus dem 18. und 19. Jahrhundert. 

„Darunter sind immer wieder durch den Feuersturm nach der Bombardierung Dresdens am 13. Februar 1945 von Hitze völlig deformierte Glasobjekte“, sagte Christoph Heiermann vom Landesamt für Archäologie. Nach der groben Beräumung beginne nun die Feinarbeit. Die Archäologen gehen davon aus, dass sich auf dem Areal auch Spuren älterer Bebauung befinden. 

Es lag einst außerhalb des Stadtkerns, war von landwirtschaftlicher Nutzung und kleinteiliger Bebauung geprägt. „Wohlhabende Familien legten im 18. Jahrhundert dort Gärten mit kleinen Palais an“, sagte Heiermann. Sie wurden im Zuge der Belagerung im Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) zerstört – und das dann im 19. Jahrhundert entstandene Stadtviertel am Ende des Zweiten Weltkrieges.

Landesamt vermutet noch ältere Spuren in der Erde

„Es gibt schon ältere Befunde in der Erde, die auf frühneuzeitliche Kellergruben aus dem 15. Jahrhundert weisen“, sagte Heiermann. Auch Scherben aus dem Hochmittelalter belegten, „dass hier mit noch älterer Besiedlung gerechnet werden muss“. 

Zu den bisher 525 Befunden gehören Baustrukturen und Keller der Bürgerhausbebauung vom 18. Jahrhundert bis 1945, vier wohl spätmittelalterlich/frühneuzeitliche Hauskellergruben und ein noch undatierter Gebäudegrundriss einer Vorgängerbebauung, „die vermutlich schon um 1600 oder wenig später aufgegeben wurde“ sowie Kulturschichten des Hochmittelalters.

Noch bis Mitte November gräbt das neunköpfige Team auf dem fast 5.000 Quadratmeter großen, nach 1945 nicht wieder bebauten Areal neben dem bis auf die ehemalige Betriebskantine – einem Architekturzeugnis der Ostmoderne – abgerissenen Robotron-Gebäude, bevor dort ein Wohnviertel mit Tiefgaragen entsteht.