Nach dem Einzelzeitfahren brechen bei Maike Hausberger und ihrem kompletten Team alle Dämme. Der 29-Jährigen fehlen die Worte. Eine weitere Medaille ist möglich.
Tränen flossen nicht nur bei Maike Hausberger nach ihrem Paralympics-Gold im Einzelzeitfahren. „Um mich herum haben alle geweint. Die Techniker, die Mechaniker, die Physios“, sagte die 29 Jahre alte Radsportlerin. Nach Bronze auf der Bahn gelang Hausberger nun auf der Straße ein wahrer Coup. „Ich habe keine Worte dafür, was ich hier leiste“, erklärte sie.
Hausberger, die eine halbseitige Lähmung der linken Körperhälfte hat, düpierte ihre Konkurrenz in Clichy-sous-Bois vor den Toren von Paris. 21:45,30 Minuten benötigte sie für die 14,2 Kilometer, über 15 Sekunden vor Frances Brown aus Großbritannien. „Ich liebe diese Strecke“, schwärmte die zweifache Medaillengewinnerin. „Ich wusste, dass ich richtig Power habe.“
Ungewissheit im Ziel
Im Ziel wusste sie noch nichts von ihrem Triumph. „Ich stand erstmal neben mir, wie so oft nach einem Zeitfahren. Erst als mir meine Managerin die Ergebnisliste gezeigt hat, ist es aus mir herausgebrochen“, erklärte Hausberger. „Das hier ist einfach geil.“
Dabei sah es in der Vergangenheit nicht immer nur rosig aus. Früher war Hausberger im Para-Triathlon aktiv. Nachdem ihre Klasse allerdings nicht paralympisch wurde, trainierte sie für ein paar Monate nicht mehr auf dem höchsten Niveau. „Ich habe mehr als einmal ans Aufhören gedacht“, erklärte sie. „Die letzten Jahre waren mega hart.“
Wechsel vom Triathlon zum Radsport
Ohne Leistungssport ging es jedoch nicht. Sie wechselte 2018 zum Para-Radsport und ist seitdem im Stützpunkt in Cottbus aktiv. Zehn Monate später wurde sie erstmals Weltmeisterin im Straßenrennen. Fünf weitere WM-Titel auf der Bahn und der Straße folgten – mit dem vorläufigen Höhepunkt am Donnerstag in der Nähe der französischen Hauptstadt.
Vorbei mit der Medaillensammlung in Clichy-sous-Bois muss es für Hausberger nicht sein. Am Samstag steht noch das abschließende Straßenrennen an. Bei der vergangenen WM in Glasgow wurde sie Dritte. „Da ist auf jeden Fall etwas drin“, strahlte sie. „Aber jetzt will ich erstmal feiern.“
Teuber nach schwerem Unfall zu Silber
Jubeln durfte auch der querschnittgelähmte Michael Teuber über Silber. Der 56-Jährige musste sich nur dem Spanier Ricardo Ten Argiles geschlagen geben. „Ich bin überglücklich“, sagte Teuber und strahlte.
Im März zog er sich bei einer Kollision mit einem Auto auf der Insel Lanzarote den Bruch mehrerer Rippen, eines Brustwirbels und des Schlüsselbeins zu. „Es war ein hartes Jahr mit dem Unfall im Frühjahr und jetzt habe ich doch die Medaille geschafft“, betonte Teuber.
Bronze für Zeyen-Giles und Schindler
Annika Zeyen-Giles und Matthias Schindler komplettierten mit ihren dritten Plätzen das Medaillenset für das deutsche Radsportteam. Die querschnittgelähmte Zeyen-Giles konnte zwar ihr Gold von Tokio 2021 nicht verteidigen, zeigte sich aber dennoch mehr als zufrieden. „Ich bin super happy, dass da Bronze rausgekommen ist“, sagte die 39-Jährige. Schindler bestätigte die Bronzemedaille von vor drei Jahren.