Der Bau des Hamburger Fernwärmetunnels unter der Elbe braucht viel Ingenieurskunst. Senatorin Fegebank spricht von etwas Magischem. Ein Pastor betet für den Erfolg des Projekts.
Trotz der jüngst bekanntgewordenen Verzögerung beim Bau der neuen Fernwärmeversorgung für den Hamburger Westen haben sich die Senatoren Katharina Fegebank und Jens Kerstan (beide Grüne) sehr zufrieden mit dem Projekt gezeigt. Die von ihr im Herbst getaufte Tunnelbohrmaschine sei von 15 auf 280 Meter Länge gewachsen. „Das sagt viel über den rasanten Fortschritt dieses beeindruckenden Projekts für die Zukunft unserer Stadt“, sagte die Wissenschaftssenatorin und Zweite Bürgermeisterin bei einer Besichtigung der Tunnelbaustelle.
Ein Drittel des Tunnels gebohrt
Der Fernwärmetunnel soll ab Anfang 2026 auf einer Strecke von knapp 1,2 Kilometern klimafreundliche Wärme aus dem Energiepark Hafen zum Fernwärmenetz auf der Nordseite der Elbe bringen. Bislang ist gut ein Drittel der Strecke unter dem Fluss mit der Maschine namens „Hermine“ gebohrt.
„Es ist beeindruckend zu sehen, welche Fortschritte seit der Taufe von Hermine erreicht wurden und mit welcher Geschwindigkeit wir dank innovativer Technik, Ingenieurskunst und einem gemeinsamen Ziel vor Augen vorankommen, um bis 2030 kohlefrei zu sein“, sagte Kerstan.
Erst vor wenigen Tagen hatte der Sprecher der Geschäftsführung der Hamburger Energiewerke, Christian Heine, erklärt: „Wir haben Bauverzögerungen von zurzeit vier Monaten. Aber der Zeitplan, Ende 2025 mit der Inbetriebnahme zu starten, steht.“
Bislang ist der Tunnel rund 430 Meter lang. Pro Tag kommt die Bohrmaschine nach Angaben der Technischen Geschäftsführerin der Energiewerke, Kirsten Fust, acht bis zehn Meter voran. Pannen oder Unfälle habe es seit Beginn der Bohrung Anfang November nicht gegeben.
„Hermine und Arbeiter vollbringen Magisches“
Der Name Hermine erinnere sie an Harry Potter, sagte Fegebank und fügte an die Tunnelarbeiter gewandt hinzu: „Die Maschine kann nicht zaubern, aber durch Sie alle vollbringt sie Magisches.“
Wie bei der Taufe besuchte auch der St.-Pauli-Pastor Sieghard Wilm die Baustelle. Er erinnerte daran, dass es Dinge gebe, die unbeherrschbar seien. „Darum ist es gut, wenn wir wissen, dass wir von Gott getragen sind.“ Wilm sprach ein altes Bergmannsgedicht und betete das Vaterunser.
Über dem Tunneleingang im Startschacht auf der Halbinsel Dradenau ist eine Marienfigur in einem kleinen Kasten angebracht. Die geschnitzte Holzfigur stelle die Schutzheilige der Bergleute, die Heilige Barbara, dar, erklärte Wilm. Sie verkörpere Standfestigkeit und das Licht Christi.
Zehn-Stunden-Schichten im Schacht
Fegebank, Kerstan und knapp 20 Presse- und Unternehmensvertreter gingen auf einem engen Steg in die Tunnelröhre. In der Röhre verlaufen Schienen und verschiedene Leitungen. Auch ein Förderband für den Abtransport des Bohrschlamms und ein Belüftungsschlauch sind vorhanden. Die Senatoren wagten sich bis zur Bohrmaschine vor, wo die Luft feucht und stickig ist. Im Tunnel wird rund um die Uhr gearbeitet, die Arbeiter sind in Zehn-Stunden-Schichten tätig.
Fernwärme künftig gut zur Hälfte klimaneutral
Auch nach der Inbetriebnahme des Energieparks Hafen wird dieser die Fernwärme nicht völlig CO2-frei liefern. Genutzt werden verschiedene Wärmequellen wie die Abwärme aus nahegelegenen Industriebetrieben, einer Müllverbrennungsanlage und der Abwasserverwertung des Klärwerks Dradenau. Eine Gas- und Dampfturbinen-Anlage (GuD) soll bei Bedarf zusätzliche Wärme und mittels Kraft-Wärme-Kopplung auch Strom erzeugen. 55 Prozent der Fernwärme sollen so künftig aus klimaneutralen Quellen kommen. Fust erklärte, dass dieser Anteil steigen solle, sofern ausreichend grüner Wasserstoff zu wirtschaftlichen Kosten zur Verfügung stehe.