Der Auftakt in Deutschland gleicht dem Ende in Katar: Gruppenfavorit Belgien enttäuscht bei der EM gegen die Slowakei. Und Stürmer Lukaku spielt die zentrale Rolle.
Belgien und Trainer Domenico Tedesco haben bei der EM einen Fehlstart hingelegt und müssen wie bei der WM in Katar 2022 ein Aus in der Vorrunde fürchten. Die Roten Teufel um die Fußball-Stars Kevin De Bruyne und Romelu Lukaku verloren in Frankfurt vollkommen unerwartet mit 0:1 (0:1) gegen die Slowakei und blieben trotz klarem Chancenplus hinter den hohen Erwartungen zurück.
Vor 47.000 Zuschauern erzielte Ivan Schranz bereits in der 7. Minute nach einer Fehlerserie der Belgier das entscheidende Tor und sorgte damit für die bislang größte Überraschung der EM. Lukaku wurde zur Symbolfigur der belgischen Niederlage. Belgiens Rekordtorjäger vergab ein halbes Dutzend Chancen und bekam gleich zwei Tore aberkannt.
Während die Slowaken wie 2016 auf den Achtelfinaleinzug hoffen dürfen, steht der klare Gruppenfavorit schon im zweiten Spiel gegen Tabellenführer Rumänien in Köln massiv unter Druck. Die Slowakei trifft auf die Ukraine, die Rumänien 0:3 unterlag.
Lukaku unglücklich, Slowakei geht in Führung
Für Tedesco war es sieben Jahre nach seiner Zweitliga-Tätigkeit bei Erzgebirge Aue das erste Spiel als Trainer bei einem großen Turnier. Im aufgekrempelten weißen Hemd sang der frühere Coach von Schalke 04 und RB Leipzig die Hymne des Landes, das er im Februar 2023 mit großen Hoffnungen übernommen hatte.
Und die ersten Szenen machten Mut: Schon nach drei Minuten hätte Sturmtank Lukaku nach einem von De Bruyne verlängerten Zuspiel von Jérémy Doku das 1:0 erzielen können. Doch der 31-Jährige vergab in aussichtsreicher Position. Kurz danach bot sich Lukaku, der mit seinem elften Einsatz zu Belgiens alleinigem EM-Rekordspieler wurde, eine weitere Chance, doch diesmal spitzelte er den Ball gegen den herauseilenden Martin Dubravka zu weit nach vorne. Kurz vor der Pause vergab Lukaku erneut unglücklich eine gute Möglichkeit.
Belgiens fahrlässige Chancenauswertung wurde in der rasanten Anfangsphase zweier anfangs sehr offensiver Teams schnell bestraft. Weil sich Doku von der eigenen Eckfahne aus einen Fehlpass leistete, kam Juraj Kucka völlig frei zum Abschluss. Den Abpraller konnte Schranz aus spitzem Winkel zur Führung einschießen. Auch, weil Abwehrchef Wout Faes das Abseits aufgehoben hatte.
„Tiefschlaf“ in Halbzeit eins
Zu den qualitativen Problemen in Belgiens Abwehr gesellen sich Personalsorgen. Thomas Meunier fällt noch bis mindestens zum Rumänien-Spiel aus, das Trio Arthur Theate, Axel Witsel und Jan Vertonghen kehrte nach Verletzungen erst kurz vor Turnierbeginn zurück.
Belgien war zeitweise sogar mit dem 0:1 gut bedient. Nach einem präzisen Angriff samt sehenswerter Hacken-Mitnahme scheiterte Lukas Haraslin (39.) mit seinem wuchtigen Volley am starken Koen Casteels, der im belgischen Tor auf Champions-League-Sieger Thibaut Courtois folgt. „Ich frage mich, wie stark ist diese belgische Mannschaft. Die müssen aufwachen. Da ist bisher Tiefschlaf angesagt, in allen Mannschaftsbereichen“, sagte Michael Ballack in der Halbzeit bei MagentaTV.
Belgien rennt an, Lukaku jubelt zweimal zu früh
Das änderte sich nach der Pause. Und Lukaku blieb weiter der gesuchte Zielspieler. Entschärfte eine erste Chance zunächst noch Dubravka (55.), fiel in der nächsten Szene der Ausgleich – der dann nach Überprüfung durch den Videobeweis aber nicht zählte, weil der Stürmer minimal im Abseits gestanden hatte. Die Belgier hatten schon ausgiebig gejubelt, beide Teams standen schon wieder zum Anpfiff bereit.
Wenige Minuten später war es für die nun komplett drückenden Belgier wieder Lukaku, der diesmal ans Außennetz schoss. Ein Abschluss des eingewechselten Johan Bakayoko wurde von der Linie geklärt. Und auch das zweite Tor von Lukaku zählte nach Überprüfung am Video-Bildschirm nicht. Der eingewechselte Leipziger Lois Openda spielte den Ball vor dem Treffer in einem Laufduell mit der Hand.