„Die Höhle der Löwen“: Wie ein Trainingstool für entspannte Kiefer die Löwen in Beißlaune bringt

Make-up für Männer und Schuhe mit drei Kanten bei „Die Höhle der Löwen“: Die Produkte in der Gründershow reichten von ganz praktisch bis gaga. Größter Aufreger ist ein Mini-Keil für die Backenzähne.

„Nein, bitte tun Sie das nicht!“, flehte Judith Williams. Ralf Dümmel rief: „Wissen Sie, was Ihnen entgeht? Teleshopping, Listungen in allen Drogeriemärkten…!“ Und Tillman Schulz verstand nicht mal mehr Bahnhof: „Ich glaube, ich sitze im falschen Film.“ So viel Fassungslosigkeit gab es in der „Höhle der Löwen“ noch nie. Der Stein des Anstoßes war aus Silikon: zwei winzige Zahnbiss-Brücken, die über die Dehnung der Kiefermuskulatur auch Verspannungen im Nacken, in der Schulter und im Rücken lösen sollen. Ein Miniaturwunder, wenn es denn wirkt.

Interview Janna Ensthaler 6.40„Tj-Motion“ nennen die beiden Gründer – eine Physiotherapeutin und ein Medizinproduktberater aus Franken– ihre Erfindung. Und sie waren so angetan von dem schnellen und uneitlen Angebot von Dagmar Wöhrl („Ich gebe Ihnen die geforderten 200.000 Euro zu Ihren Konditionen“), dass sie gar keine weiteren Offerten mehr abwarteten und der fränkischen Familienunternehmerin sofort das Ja-Wort gaben. Eine Übersprungshandlung? Eine Fränkisch Connection? Oder einfach ein Missverständnis? Der Rest der Investorenrunde war in Aufruhr. Dümmel, der die Republik schon in Gedanken mit Tausenden von „Tj-Motion“-Aufstellern zugebaut hatte, kaute sich die Nägel ab. Und Judith Williams bejammerte den Kapitalabfluss zu ihrer Löwenkollegin: „Das ist das stärkste Geschäft, das wir jemals hatten.“

Dagmar Wöhrl trifft beim Dart ins Schwarze

Doch die Beauty-Unternehmerin ging in der zweiten DHDL-Folge auch nicht leer aus. Sie angelte sich den Deal mit „maleup“, einer Make-up-Linie für Männer – entwickelt von zwei Amateurboxern und clever über TikTok vermarktet. Selbstbewusst stieg das Gründer-Duo in den Ring und machte schnell klar, dass es seine Firmenanteile nicht so einfach verscherbeln würde. Als Williams ihnen 20 statt 10 Prozent abluchsen wollte („Ich will das unbedingt mit euch machen“), lehnten sie ab – und legten ein Gegenangebot vor: doppelte Löwenpower plus Erhöhung der Investitionssumme von 150.000 auf 200.000 Euro. Williams willigte zähneknirschend ein und musste sich das Geschäft mit Tillman Schulz teilen.

Insolvent, Millionär: Was aus den alten DHDl gründern wurde_10.30

Wie in jeder Show zündeten nicht alle Pitchs. Diesmal gingen sogar zwei Startups ohne Finanzierung aus dem Studio. Bei „Karanga“, einer Erdnusssauce mit besonders viel Erdnussanteil, sahen die Löwen die Gefahr der Kopierbarkeit (Williams: „Brand, Brand, Brand und Storytelling – du musst unique sein“). Für die Präsentation eines speziellen Dartschuhs holten sich die Gründer von „triple20“ sogar eine Handvoll Fans ins Studio und veranstalteten mit den Löwen ein Blitzturnier. Die Erkenntnisse der Werferei: Dagmar Wöhrl ist ein Naturtalent, Ralf Dümmel nicht. Und die Schuhe bieten laut Jury eine stabilen Halt und sind sogar noch bequem. Aber: Der Markt ist zum richtig Geldverdienen zu klein. Oder wie Dümmel es ausdrückte: „Die Leute gehen nicht mit Spezialschuhen zum Darten in die Kneipe.“

Selbstoptimierungs-Board bei „Die Höhle der Löwen“

Dass im Gegensatz dazu ausgerechnet das „Micale Visions Board“ einen Investor fand, kam etwas überraschend. Es ist ein etwas besseres, durch und durch analoges Klappalbum, in das man motivierende Karten mit Bildern und Affirmationen stecken kann. Sprüche wie „Alte Wege öffnen keine neuen Türen“ oder „Derjenige, der fällt und wieder aufsteht, ist so viel stärker als derjenige, der nie gefallen ist“ rissen die Löwinnen und Löwen nicht gerade aus ihren Sesseln. Janna Ensthaler echauffierte sich über den ihrer Meinung zu hohen Preis (knapp 80 Euro). Ralf Dümmel fand das Produkt „extrem erklärungsbedürftig“. Nur Tijen Onaran hatte offenbar das passende Mindset für die Marktchancen des Selbstoptimierungs-Boards. Sie zahlte den beiden Gründerinnen die gewünschten 150.000 Euro, verzichtete aber beim Aushandeln der Anteile auf jede falsche Achtsamkeit: 40 statt 20 Prozent.

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