Auch zwei Monate nach dem Verfahrensende des „Rust“-Prozesses kehrt keine Ruhe ein. Nun erhoben Alec Baldwins Anwälte schwere Vorwürfe.
Am 12. Juli dieses Jahres ist der aufsehenerregende Prozess gegen Alec Baldwin (66) im Fall der zu Tode gekommenen „Rust“-Kamerafrau Halyna Hutchins (1979-2021) eigentlich beendet worden. Anfang dieses Monats wurde allerdings vermeldet, dass sich die Staatsanwaltschaft nicht mit dem Freispruch des Schauspielers zufriedengeben will und anstrebe, den Fall neu aufrollen zu lassen. Nun äußerten sich laut „Variety“ erstmals Baldwins Anwälte zu diesem Vorhaben, das ihrer Meinung nach jeder Grundlage entbehrt und ihren Mandanten nur unnötige Anwaltskosten aufhalse. Gegen die Staatsanwältin hinter dem Vorhaben, Kari Morrissey, erheben sie zudem massive Vorwürfe.
Aus dem Schreiben, das Baldwins Rechtsbeistand am vergangenen Freitag (20. September) beim zuständigen Gericht eingereicht haben soll, zitiert „Variety“: „Das vorsätzliche Fehlverhalten und die Fälschungen, die im Prozess ans Licht kamen, stehen im Einklang mit Morrisseys Vorgehensweise, Beweise zurückzuhalten und darüber zu lügen, und zwar praktisch von dem Moment an, als sie diesen Fall übernahm.“
Ihre Gegenforderung lautet demnach: „Das Gericht sollte Baldwins Kosten für seine Anwälte übernehmen, die auf den mangelhaften Antrag des Staates reagieren mussten, und als Strafe gegen Morrissey für ihren fortwährenden Missbrauch des Gerichtsverfahrens.“
Das fordert die Staatsanwaltschaft
Staatsanwältin Kari Morrissey hatte in ihrem Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens argumentiert, dass die Verteidigung die Richterin in dem Prozess erfolgreich über die Relevanz der zurückgehaltenen Beweise „verwirrt“ habe. Morrissey forderte die Richterin laut „Variety“ auf, das Urteil zu überdenken und der Verteidigung weitere Fragen darüber zu stellen, wie sie von den Beweisen erfahren hat.
Baldwin war wegen Totschlags angeklagt, nachdem die Kamerafrau Halyna Hutchins im Oktober 2021 am Set des Westerns „Rust“ durch eine Kugel aus einem Revolver, den er in der Hand gehalten hatte, tödlich getroffen wurde. Die Richterin beendete das Verfahren am 12. Juli und machte dabei der Staatsanwaltschaft schwere Vorwürfe. Diese hätte Baldwins Anwälten einen Satz Kugeln vorenthalten, der den Ermittlern zweieinhalb Jahre nach dem Vorfall im März dieses Jahres übergeben wurde und der möglicherweise mit dem Tod der Kamerafrau in Verbindung steht, erklärte sie. Darunter soll sich auch die tödliche Kugel befunden haben.
Die Staatsanwältin behauptet derweil, dass die Verteidigung schon lange vor der dramatischen Enthüllung vor Gericht von den Kugeln gewusst haben könnte. Daher sei Baldwins Anwaltsteam durch das Versäumnis, die Beweise zu übergeben, nicht wirklich überrascht oder behindert worden. Morrissey forderte, Baldwins Verteidigung solle „alle Informationen darüber preisgeben, wann und wie“ sie von den Kugeln erfahren habe, „damit ein vollständiges Protokoll für die wahrscheinliche Möglichkeit einer Überprüfung durch ein höheres Gericht erstellt werden kann“.
Die verantwortliche Waffenmeisterin am „Rust“-Filmset, Hannah Gutierrez-Reed (geb. 1997), wurde im April wegen fahrlässiger Tötung zu einer 18-monatigen Haftstrafe verurteilt.