Das war’s wohl endgültig mit der Meisterschaft für den FC Bayern – wenn nicht noch ein Fußball-Wunder geschieht. Der BVB feiert das Ende einer schwarzen Klassiker-Serie.
Ehrenpräsident Uli Hoeneß schaute mit hängenden Schultern auf der Tribüne zu, als die düpierten Bayern-Stars mit konsternierten Blicken zu ihren Fans gingen. Inmitten des BVB-Siegesrausches blieb den Münchnern an diesem bitteren Clásico-Abend nur die Erkenntnis: Die wohl allerletzte Chance auf die Meisterschaft ist verspielt. Am Tag nach dem Bekenntnis von Xabi Alonso zu einem weiteren Jahr bei Bayer Leverkusen mussten die Münchner den Spitzenreiter durch das 0:2 (0:1) gegen Borussia Dortmund auf 13 Punkte davonziehen lassen.
Bei sieben noch ausstehenden Spielen ist der erneute nationale Titelgewinn für die Bayern nur noch theoretisch möglich. Karim Adeyemi (10. Minute) und Julian Ryerson (83.) ließen die Gäste über den ersten Auswärtssieg in der Fußball-Bundesliga in München seit einem Jahrzehnt jubeln. Wichtige Punkte im Kampf um die Champions-League-Teilnahme bedeuteten auch für Trainer Edin Terzic einen Befreiungsschlag. Das war ganz besonders dem herausragenden Klassiker-Rekordmann Mats Hummels zu verdanken.
„Es sind am Ende drei Punkte, aber es ist natürlich in München nicht leicht. Das gibt ein richtig gutes Gefühl“, sagte BVB-Sportchef Sebastian Kehl. „Das ist ein guter Start in diese wichtige Phase.“ Der BVB habe „noch ein paar Aufgaben“ vor sich. Hummels sagte: „Ich finde, wir haben im Verbund sehr gute Arbeit geleistet.“
Der BVB kann nach dem fünften Pflichtspielerfolg nacheinander der Königsklassen-Prüfung Atlético Madrid mit weiterem Selbstvertrauen entgegenblicken. Ein Wiedersehen mit den Bayern am 1. Juni beim Finale in London ist möglich. Ohne den verletzten Kapitän Manuel Neuer mussten die Münchner dagegen zum Start in wegweisende Wochen mit dem Königsklassen-Viertelfinale gegen den FC Arsenal einen weiteren Titel-Rückschlag verarbeiten.
Schon bei der Ankunft im Stadion hatte Thomas Tuchel bei seinem einjährigen Amtsjubiläum als Bayern-Trainer durch die Leverkusener Wende beim 2:1 gegen Hoffenheim „einen kleinen Stimmungsdämpfer“ zu verdauen. Der große folgte wenig später vor 75 000 Zuschauern auf dem Rasen: Nach einem Ballverlust von Kapitänsvertreter Thomas Müller schaltete die Borussia schnell um. Das überlegte Zuspiel von Julian Brandt veredelte Adeyemi zur überraschenden Führung. Neuer-Vertreter Sven Ulreich kam noch an den Schuss, verhindern konnte er das Tor aber nicht.
Am Leverkusener Jubel-Wochenende, als die Werkself am Tag nach dem Alonso-Ja durch zwei späte Tore einen 0:1-Rückstand noch drehte, fehlte den Bayern vorne das Abschlussglück. Anders als gegen die Abstiegskandidaten Mainz (8:1) und Darmstadt (5:2) verpasste der nach Sprunggelenksproblemen fit gewordene Harry Kane per Kopf gar eine Mega-Chance, die er normalerweise immer macht (23.). Einen Kopfball von Eric Dier aus nächster Distanz klärte BVB-Abwehrchef Hummels per Kung-Fu-Sprung spektakulär in der Luft (35.).
Kurz nach dem Seitenwechsel konnten sich die Bayern bei Ulreich bedanken, dass dieser eine Top-Chance von Felix Nmecha herausragend vereitelte (53.) und auch gegen Hummels zur Stelle war (58.). Die Münchner kamen gegen geschickt verteidigende Dortmunder erst spät auf Touren. In den Angriffsaktionen agierte der immer wieder hart gestörte Jamal Musiala mit dessen Kollegen oftmals zu kompliziert. Dazu fehlten Tempo und Präzision.
Tuchel wechselte in seinem 50. Spiel als Bayern-Trainer nach einer Stunde mit Ausnahme von Kane seine komplette Offensivreihe. Das brachte vor allem dank Rückkehrer Kingsley Coman viel Schwung für die Offensive. Kane fehlte aber weiter die Effizienz, wie bei seinem Kopfball (67.). Gegen Coman rettete Kobel-Vertreter Alexander Meyer bravourös (75.). In den Münchner Dauerdruck der Schlussphase erhöhte Ryerson. Die bittere Pointe für Kane: Sein vermeintlicher 1:2-Anschlusstreffer zählte wegen Abseits nicht.
Das Bundesliga-Topspiel fand nach dem Hinweis einer mutmaßlichen Drohung unter verstärkter Polizeipräsenz statt. Das Bundesinnenministerium hatte nach eigenen Angaben keine konkreten Hinweise auf eine Bedrohungslage.
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