Neues Amazon-Projekt: „Unmenschliche Bedingungen“: Alles zur Anklage gegen die MrBeast-Show

Sexuelle Belästigung, Täuschung, Nahrungsentzug: Die Anklage gegen die Amazon-Show des YouTubers MrBeast liest sich unglaublich. Alles, was bisher darüber bekannt ist.

Es sollte auf Amazon die angeblich „weltweit größte Live-Gameshow“ werden, doch jetzt geraten die „Beast Games“ zunächst einmal ins Stocken. Denn Teilnehmende der Show haben die Produktionsfirmen des beliebten YouTube-Stars MrBeast verklagt. Die Vorwürfe haben es in sich: Missbrauch am Arbeitsplatz, unsichere und illegale Arbeitsbedingungen, Unterschreiten des Mindestlohns.

Was sind die „Beast Games“?

Die „Beast Games“ sind eine interaktive Streaming-Show des YouTubers MrBeast. Mit 317 Millionen Abonnenten ist er der derzeit erfolgreichste YouTuber der Welt. Das Konzept der Sendung ähnelt dem, was MrBeast – bürgerlicher Name James „Jimmy“ Donaldson – zum Erfolgsrezept seines Kanals gemacht hat: In der Show sollen die Teilnehmenden in verschiedenen Spielen und Herausforderungen gegeneinander antreten, etwa beim Heben eines großen Felsblocks auf einem Flaschenzugsystem oder „Capture the Flag“-Rennen. Am Ende winkt laut Angaben der Produktion ein Preisgeld von angeblich fünf Millionen Dollar. Die Show war im März von Donaldson auf X (vormals Twitter) angekündigt worden und ist eine exklusive Amazon-Produktion. 

Tweet BeastGames

Was wird der Produktion jetzt vorgeworfen?

Die Anklageschrift, die vergangene Woche in Los Angeles eingegangen ist, enthält schwere Vorwürfe: Ausbeutung, Täuschung, sexuelle Belästigung und „Zufügung seelischen Leides“.

Arbeitsbedingungen:

Besonders kritisiert wurden die Bedingungen der Show. Den Teilnehmern sei nur unregelmäßig und unzureichend zu essen oder zu trinken gegeben worden, der Zugang zu Hygieneartikeln und medizinischer Versorgung sei erschwert gewesen, Ruhepausen sollen nicht eingehalten worden sein. Die Produktion habe die „Kontrolle über jeden Aspekt des Lebens während der Laufzeit der Produktion“ gehabt, heißt es in der Anklage. Die Teilnehmer sollten dann in unterernährtem und übermüdetem Zustand gegeneinander antreten.

Die Folge: Mehrere Teilnehmer sollen während der Dreharbeiten aufgrund der schlimmen Bedingungen ins örtliche Krankenhaus eingeliefert worden sein, mindestens zwei hätten einen Krampfanfall erlitten. 

Finanzielle Ausbeutung:

Dazu kommt der Vorwurf der Ausbeutung: Arbeitsverträge zwischen der Produktion und den Teilnehmern sollen widersprüchliche oder illegale Bedingungen enthalten haben, um Arbeitsverpflichtungen nach kalifornischem Recht zu umgehen.

Nach Produktionsbeginn schwärmte MrBeast, dass „Geld bei der 100-Millionen-Dollar Produktion keine Rolle“ spiele. Einen fairen Lohn für Teilnehmer der Show habe es aber laut Klägerseite nicht gegeben. Vier der fünf Kläger geben an, die versprochene Entschädigung – Mindestlohn –  bis heute nicht erhalten zu haben. Überstunden seien gar nicht erst bezahlt worden.

Außerdem sollen die Teilnehmer verbotenerweise als „Volunteers“, also Freiwillige, statt als Arbeitnehmer eingestuft worden sein. Zum Vorteil der „Beast Games“-Produktion, die sich dadurch wohl vor den Lohnsteuern drücken und Steuergutschriften im Wert von 2.252.523 Dollar einkassieren konnte.

Mr Beast Klage 12.14

Sexuelle Belästigung:

Von Seiten des Produktionspersonals sei es während der Drehs zu sexuellen Belästigungen gekommen. „Die Beklagten haben es nicht geschafft, einen sicheren und gesunden Arbeitsplatz zur Verfügung zu stellen, und zwar zum besonderen und kollektiven Nachteil der weiblichen Teilnehmer, die sexuell belästigt wurden“, so die Anklage. MrBeast und die beteiligten Produktionsfirmen sollen von dem Vorwurf gewusst haben, aber nicht eingeschritten sein.

Täuschung und Manipulation:

Die Teilnehmer beklagen, vor Showbeginn nicht richtig über Showinhalte aufgeklärt oder sogar bewusst getäuscht worden zu sein. Auch ein kürzlich aufgetauchtes Mitarbeiterhandbuch der Produktionsfirma von MrBeast („How To Succeed in Mr. Beast Production“) sorgt online für Empörung. Darin finden sich Sätze wie: „Tun Sie wirklich alles, was Sie können, um die [Teilnehmer] beim Filmen zu unterstützen und ihnen zu helfen, Inhalte zu schaffen. Helfen Sie ihnen, Idioten zu sein.“ Oder „Wenn ein Talent im Video einen Schwanz auf die weiße Tafel malen will oder etwas Dummes machen will, lasst sie.“

MrBeast und der Produktionsfirma seien die verheerenden Bedingungen sehr bewusst gewesen, lautet der Vorwurf der Kläger in der Anklageschrift: „Die zuvor genannten Handlungen der Beklagten schufen während der Beast Games ein Umfeld, das so unmenschlich war, dass die Beklagten am Ende freiwillig die Kosten für die Therapie der Teilnehmer übernahmen, so schlimm war es.“

Wer sind die Kläger?

Geklagt haben insgesamt fünf Teilnehmer und damit Angestellte der Show. Sie kommen aus Los Angeles und Kalifornien, näheres ist nicht bekannt. Sie selbst geben an, anonym bleiben zu wollen, um sich vor eventuellen Anfeindungen zu schützen. 

Wird MrBeast auch konkret angeklagt?

Nein. Die Klage richtet sich konkret gegen die Firmen „MrB2024“ und „Amazon Alternative“. „MrB2024“ ist die Produktionsfirma, die MrBeast ganz oder teilweise gehören soll, „Amazon Alternative“ die Abteilung der Amazon Studios, die Inhalte für den Streamingdienst „Amazon Prime“ produziert. Außerdem wird eine dritte Produktionsfirma namens „Off One’s Base“ genannt, die ebenfalls an der Produktion beteiligt gewesen sein soll.

Wie geht es jetzt weiter?

Auf den sonst so lauten Social Media-Accounts von MrBeast ist es zu den aktuellen Vorwürfen bisher noch still geblieben. Stattdessen gibt es Videos mit Hunden und Werbung für sein Food-Unternehmen. Auch Amazon hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert. Wie und ob „Beast Games“ ausgestrahlt wird, ist noch unklar. Bisher wurde noch kein Veröffentlichungsdatum auf der Streamingplattform Amazon Prime angegeben.