Situation bei der Commerzbank: Hessens Regierungschef Rhein kritisiert Regierung

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) hat vor einem Verlust der Commerzbank gewarnt und für die Entwicklung bei dem Finanzinstitut auch die Bundesregierung verantwortlich gemacht. „Die Bundesregierung hat mit dem unkoordinierten Verkauf der Anteile des Bundes diesem strategischen Investment geradezu fahrlässig den Weg bereitet“, sagte er dem „Handelsblatt“ vom Dienstag. Damit habe sie „einen zentralen Finanzierer des deutschen Mittelstands den Interessen einer ausländischen Bank ausgeliefert“.

Die italienische Bank Unicredit hatte am Montagmorgen bekannt gegeben, dass sie weitere Anteile an der Commerzbank übernommen habe und nun eine Gesamtbeteiligung am Kapital der Bank von rund 21 Prozent verzeichne. Damit würde die zweitgrößte italienische Bank den deutschen Staat, der derzeit noch zwölf Prozent an der Commerzbank hält, als größten einzelnen Anteilseigner ablösen. Bei der Europäischen Zentralbank beantragte Unicredit nach eigenen Angaben zudem, dass sie ihren Anteil an der Commerzbank auf 29,9 Prozent weiter erhöhen kann.

Die italienische Bank hatte vor rund zwei Wochen 4,5 Prozent an Anteilen an der zweitgrößten deutschen Bank übernommen, die der deutsche Staat zum Verkauf gestellt hatte. Mit weiteren Anteilskäufen an der Börse erhöhte sie ihre Anteile auf zunächst neun Prozent, am Montag folgte dann die Ankündigung von rund 21 Prozent. Daran kam scharfe Kritik auch aus der Bundesregierung.

Rhein sagte dazu dem „Handelsblatt“, er verstehe das Verhalten der Unicredit als Signal, dass diese „in großem Stil bei der Commerzbank einsteigen“ wolle. „Wir dürfen einen Ausverkauf unserer Flaggschiffe nicht zulassen“, fuhr er fort. Von einem souveränen Finanzplatz Frankfurt profitiere die gesamte deutsche Wirtschaft. „Ich erwarte, dass die Bundesregierung endlich handelt und sich gemeinsam mit uns für einen starken Finanz- und Wirtschaftsstandort einsetzt.“