In der Pflege versucht der Freistaat seit mehr als einem Jahr durch schnellere Anerkennungsverfahren den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Nun kündigt die Staatsregierung eine deutliche Ausweitung an.
Im kommenden Jahr soll in Bayern eine zentrale Prüfstelle die Anerkennungsverfahren von Zuwanderern in alle Berufen beschleunigen. „Die generelle Fast Lane kommt. Wir werden das Konzept noch in diesem Herbst im Ministerrat vorstellen, damit es im nächsten Jahr vollständig umgesetzt werden kann“, sagte Arbeitsministerin Ulrike Scharf (CSU) in München. Ziel sei eine zentrale Anerkennungsstelle je Beruf. Seit Juli 2023 gibt es ein beschleunigtes Anerkennungsverfahren für Pflegeberufe – auf diese Weise will Bayern den dortigen Fachkräftemangel bekämpfen.
„Die einheitliche, effiziente, unbürokratische und schnelle Bearbeitung der Anerkennungsverfahren ist dringend notwendig, um Menschen schneller in Arbeit zu bringen“, betonte Scharf. Die bisherigen Erfahrungen mit der Fast Lane zur Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse in der Pflege bestätigten die Staatsregierung darin, die Fast Lane auf möglichst alle Berufsabschlüsse auszudehnen. „Digitalisierung und Künstliche Intelligenz sollen bei den Anerkennungsverfahren – wie bei der Fast Lane in der Pflege – so zum Einsatz kommen, dass die Fachkräfte und Mitarbeitenden sinnvoll unterstützt werden.“
Herrmann: Menschen kommen langfristig im Arbeitsmarkt an
Bayerns Innen- und Integrationsminister Joachim Herrmann (CSU) betonte, dass der Freistaat bereits jetzt bei der Integration von ausländischen Arbeitskräften in den Arbeitsmarkt deutschlandweiter Spitzenreiter sei. „Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten aus den acht wichtigsten nichteuropäischen Asylherkunftsländern ist in den letzten zehn Jahren von rund 12.940 auf 81.850 Personen angestiegen, eine Zunahme von 533 Prozent.“
Auch die Zahl der ukrainischen Staatsangehörigen, die einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen, sei seit Beginn des russischen Angriffskriegs um rund 25.800 auf 37.500 gestiegen, so Herrmann. „Die Zahlen belegen: Die Menschen mit Fluchthintergrund kommen bei uns langfristig im bayerischen Arbeitsmarkt an.“
Der Freistaat hat den Angaben des Innenministeriums zufolge mit 74,8 Prozent die bundesweit höchste Erwerbstätigenquote von Menschen mit Migrationshintergrund und zudem mit neun Prozent (Stand August 2024) die niedrigste Arbeitslosenquote von Ausländern, ebenso bei den ausländischen Frauen (10,7 Prozent). Dennoch gebe es noch viel Handlungsbedarf – allein in Bayern gebe es rund 40.000 arbeitslose erwerbsfähige Ukrainer und Flüchtlinge aus den acht wichtigsten Asylherkunftsländern, die Bürgergeld bezögen.