Leo Schley folgen bei Social Media über eine Million Menschen, doch nicht nur die Comedian selbst steht im Rampenlicht, auch ihre Charaktere: die Periode, der Darm, PMS, der Vibrator, das Herz und viele mehr. Beim stern gibt die Periode ihr erstes Interview.
Comedian Leo Schley erweckt als „JustLeo“ Körperteile, Gemütszustände und Gegenstände zum Leben. Für ihre rund 170.000 Instagram-Follower, 400.000 YouTube-Anhänger und knapp 700.000 TikTok Fans schlüpft die Content Creatorin in verschiedene Kostüme und amüsiert alle Altersklassen. Es ist nach wie vor herausfordernd, als Frau in der Comedy-Branche Fuß zu fassen. Der alte Glaubenssatz „Frauen dürfen nicht lustig“, ist laut Leo Schley noch immer präsent.
Die Periode betritt den Raum für ihr erstes Interview weltweit:
Danke, dass Sie Zeit gefunden haben, man erwischt die Periode ja nur einmal im Monat. Wie sind Sie auf die Idee gekommen Social-Media-Star zu werden und warum sind Sie für die Welt interessant?
Die Periode: Eines Tages dachte ich mir: „Hey, alle denken und reden so negativ über mich und irgendwie haben viele aber immer noch keine Ahnung, wie ich eigentlich wirklich ticke“. Deshalb nahm ich das Ruder selbst in die Hand und sorge seitdem dafür, dass ich auf Social-Media präsent bin und dass man über mich spricht. Und zwar so, dass man gar nicht weggucken kann.
Warum sollte man über Sie sprechen?
Die Periode: Na ja, weil ich ein ganz natürlicher Prozess im Körper bin, von ungefähr der Hälfte der Bevölkerung und man das nicht einfach so zur Seite schieben sollte. Das gehört zum Leben von Menschen, die menstruieren dazu. Deshalb sollte auch über mich gesprochen werden.
Ihre periodische Mimik ist sehr vielfältig und einzigartig. Welche Charaktereigenschaften und Emotionen zeichnen Sie besonders aus, wenn Sie einmal im Monat erscheinen?
Die Periode: Also zum einen würde ich sagen, ich bin selbstbewusst und auf jeden Fall spontan. Immer für einen Überraschungsbesuch zu haben. Eine spontane Aktion. Ich bin auch unkompliziert. Es ist mir auch egal, ob ich jetzt im Schwimmbad komme oder im Bett zu Hause. Da bin ich nicht so anspruchsvoll. Außerdem bin ich sehr neugierig und auch gerne einfach überall dabei. Ich möchte nicht ausgeschlossen werden von den ganzen lustigen, spannenden Sachen, die Frau so macht, sondern da möchte ich gerne teilhaben. Ich weiß, wer ich bin, was meine Aufgabe ist, wo ich in diesem Leben hin möchte.
Wo möchten Sie im Leben hin, was ist das Ziel, außer der Fruchtbarkeit?
Die Periode: Ausmisten. Einmal im Monat. Das befreit mich und gibt mir einen Lebenssinn.
Macht es Ihnen nichts aus, dass die meisten Frauen, außer bei einer ungewollten Schwangerschaft, Sie nur negativ und belastend finden?
Die Periode: Doch das macht mir schon was aus, weil wie gesagt, ich würde eigentlich viel lieber als Freundin gesehen werden und nicht als lästiger Besuch, den man irgendwie loswerden möchte oder sich die ganze Zeit darüber aufregt. Ich bin wichtig, aber leider verbinden mich viele Menschen mit der schlechten Laune, dabei bin ich das gar nicht. Das ist meine Cousine PMS, die die Tage vor mir regiert. Wobei ich eigentlich nicht über sie lästern will, vielleicht ist es besser, wenn ich jetzt gehe…
Die Periode verlässt den Raum – ihre Zeit ist für die nächsten Wochen abgelaufen – ihren Platz nimmt nun ihre Charakter-Erfinderin Leo Schley ein, Comedian und Content Creatorin.
Leo Schleys Kunst hat auch eine ernste Botschaft
Frau Schley, auf Social Media sieht man Sie in Kostümen und absurden Rollen. Sie spielen die Periode, den Darm, PMS, den Verstand, den Appetit, den Vibrator und viele mehr, eine ganz besondere Art Comedy – Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Kennen Sie das, wie man aus dem Nichts auf eine kreative Idee in seinem Kopf kommt? So ging es mir bei dieser. Die meisten Ideen habe ich beim Spazierengehen und auch die Perioden Idee war plötzlich einfach da. Ich dachte mir „Was wäre, wenn man mit der Periode sprechen könnte?“. Zack, hatte ich auch schon eine Kostümidee und habe dann erstmal eine Weile auf dem Format rum gebrütet.
Wann war das ungefähr?
Das erste Periodenvideo habe ich vor ungefähr drei Jahren veröffentlicht und die Idee hatte ich aber tatsächlich schon so vier, fünf Jahre in meinem Kopf. Aber ich dachte dann auch: „Hm, ob das jetzt so witzig ist? Ob das verstanden wird?“ Manchmal hat man ja auch eine Idee im Kopf und findet sie selber total gut. Aber die anderen Leute denken sich „Hey, was soll das jetzt sein?!“
Wie haben Sie dann angefangen?
Mit einem YouTube-Video „Wenn die Periode sprechen könnte“. Und daraus hat sich ein kleines Universum entwickelt, wie zum Beispiel noch das personifizierte Gehirn. Kurze Zeit später habe ich angefangen die Charaktere zu mischen in einem Sketch. Eigentlich kann man alles personifizieren und dadurch auch Themen verkörpern, die man vielleicht sonst gar nicht ansprechen würde.
War das Konzept demnach nur humorig gemeint oder auch um ernstere Themen anzusprechen?
Also es war schon sketchy gemeint. Dennoch dachte ich mir, es wäre einfach schön, wenn man Themen wie der Periode die Schwere nimmt. Und ich glaube, das kann ich durch dieses Format ganz gut, denn ich spreche auch Tabuthemen und unangenehmere Themen an.
Wie war das Feedback Ihres Umfeldes, Familie und Freunde, als Sie zum ersten Mal als Periode auftraten?
Ich habe ihnen die Idee erst nach der Fertigstellung des ersten Videos gezeigt und zum Glück fanden es alle lustig, ich hatte echt ein bisschen Respekt davor. Zu der Rolle als Periode gehört beispielsweise auch eine Prise an Mut und Überwindung, dieses sehr extravagante Kostüm zu präsentieren und mit dieser Stimme und starken Mimik aufzutreten.
Männer, die mit der Periode ein Problem haben, sind nicht mehr zeitgemäß
Gab es denn in der Social-Media-Welt auch mal negatives Feedback?
Wenig, zwischendurch gibt es mal Kommentare von Männern, wie, dass sie die Periode eklig finden, oder Äußerungen wie „Mit dem Thema will ich mich nicht auseinandersetzen“. Das perlt an mir ab, denn das ist jetzt nichts Persönliches. Dennoch, das ist nicht up to date. Wir haben 2024, da sollte man jetzt langsam mal verstanden haben, dass die Periode dazugehört, wenn auch diskreter, als wenn ich sie zum Leben erwecke.
Nutzen Sie Ihre mimischen Fähigkeiten auch privat und geht das dem ein oder anderen im Umfeld auch mal auf die Nerven?
Nein, ich glaube nicht, dass ich außerhalb meiner Rolle diese überzogene Mimik habe, oder? Sagen Sie es mir.
Nein, Sie wirken anders, aber kommt Ihr Comedy-Ich nicht mal aus Versehen raus?
So extrem jetzt nicht. Aber es kommt schon mal vor, dass ich zwischendurch in andere Stimmlagen verfalle oder bestimmt auch mal einen anderen Blick draufhabe. Meine Freunde finden das aber meist dann auch unterhaltsam – zum Glück.
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Wie sind Sie zur Comedy gekommen, wie hat sich das entwickelt?
Ich hatte schon immer eine Leidenschaft für Schauspiel, doch eher für laute und stärkere Rollen. In der Schule spielte ich einmal die Schildkröte Kassiopeia bei Momo. Damals lachte die ganze Schul-Aula, das hat sich natürlich unglaublich gut angefühlt, weil ich finde, es gibt nichts Schöneres, als Menschen zum Lachen zu bringen. Comedy und das Interesse dafür begleitet mich mein Leben lang, YouTube bot mir dann die Plattform dieses Talent auszuleben, dann kamen Instagram und TikTok hinzu, nun bald auch ein Podcast und zurück zu den Anfängen in der Schule: die Bühne.
Wie kann ich mir das vorstellen? Beim Podcast sieht man Ihre Gesichtsausdrücke nicht und auf der Bühne werden Sie dann die Outfits wechseln oder streben Sie ein neues Konzept an?
Der Podcast wird sich ein wenig von der Comedy entfernen, den mache ich mit einem Freund von mir und wir reden über verschiedene Themen, die junge Menschen betreffen. Es geht um Beziehungen, es geht darum, sich selbst zu finden. Außerdem wie man als kreativ schaffende Person seinen Platz in der Gesellschaft findet, um Druck, den man sich macht, um alles Mögliche.
Und die Bühne? Führen Sie da Ihre Charaktere live auf?
Ja, da hätte ich wirklich große Lust drauf, die Periode auf die Bühne zu bringen. Vielleicht eine Mischung aus Stand-up und Acting sozusagen. Das könnte ich mir ganz gut vorstellen.
Die Comedy-Bühnen in Deutschland werden vorwiegend von Männern dominiert, ist da Platz für die große, rote Periode?
Comedy ist nach wie vor auf jeden Fall eine männerdominierte Szene. Ich glaube, es bricht nach und nach auf und dann braucht es eben auch Frauen, die sich da trauen, das zu machen und sich irgendwie entgegen den Stimmen, die sagen, „Frauen können nicht lustig sein“ stellen.
JustLeo will Frauen ermutigen ihren Humor nach außen zu tragen
Sie beweisen, dass Frauen lustig sein können.
Ich hoffe, dennoch ist das Klischee verankert über Generationen wie eine Art Glaubenssatz „Nur Männer können lustig sein und als Frau hat man so und so zu sein“. Jetzt braucht es Frauen, die das Gegenteil beweisen, auch Frauen dürfen laut und lustig sein.
War auch Ihr Werdegang von diesem Glaubenssatz geprägt?
Eine Zeitlang habe ich mich für diese Seite an mir geschämt. Einfach weil ich dachte, ich darf so nicht sein. Dann habe ich mich aktiv dafür entschieden dieses Comedy-Talent auch auszuleben.
Haben Sie eine Botschaft für lustige Frauen?
Ich würde wahnsinnig gerne mehr Frauen dazu ermutigen, sich zu trauen, laut zu sein, ihr Ding zu machen, auch wenn das ja vielleicht nicht der Norm entspricht oder irgendwie aneckt und manchen Leuten bestimmt immer noch sauer aufstößt. Aber es bringt Spaß, wenn man sich traut, diese Seite nach außen zu tragen und lustig zu sein. Und ich würde mir wünschen, dass noch viel mehr Frauen sich das einfach trauen. So.
Würden Sie dieses Talent auch bei einer Comedy-Show wie „LOL: Last One Laughing“ zeigen? Ich kann Sie mir da gut als Periode vorstellen.
Ja total und ich glaube sogar, ich hätte gute Chancen. Weil ich gar nicht so schnell selbst lache, oder ich kann mir das schnell verkneifen. Oh Gott, das sage ich jetzt.
Herzlichen Dank für Ihre Zeit, doch wie würde sich die Periode jetzt verabschieden?
Du siehst mich schneller wieder, als dir lieb ist.