Schleuser-Prozess: Haftstrafe nach tödlichem Stromschlag durch Bahn-Oberleitung

Eine 15-jährige Kurdin wollte aus der Türkei nach Deutschland fliehen. Doch kurz nach der Ankunft stirbt sie durch einen Stromschlag. Ein Mann wurde nun deshalb verurteilt.

Nach dem Tod einer nach Deutschland eingeschleusten jungen Kurdin durch einen Stromschlag von einer Bahn-Oberleitung ist ein 46-Jähriger zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Der Mann sei ein hochrangiges Mitglied einer Schleuserbande gewesen und habe sich unter anderem der Körperverletzung mit Todesfolge schuldig gemacht, befand das Landgericht München I in seinem Urteil. Das Gericht begründete seine Entscheidung unter anderem mit den umfangreichen Daten auf dem Handy des Mannes. 

Die 15-Jährige war mit ihrer Familie und anderen aus der Türkei geflohen. Auf der letzten Etappe Ende Mai 2022 von Verona in Italien nach Deutschland saßen sie in einem Lastwagenanhänger auf einem Güterzug und mussten nach der Ankunft in München knapp unterhalb der Oberleitung ins Freie klettern. Dabei erlitten die Jugendliche, ihr 12 Jahre alter Bruder und ein 19-Jähriger einen Stromschlag. Die 15-Jährige starb rund zwei Wochen später, der 19-Jährige wurde nach Angaben des Gerichts 18 Mal operiert und ist nun querschnittsgelähmt. Der 12-Jährige verletzte sich an der Hand. Bei einer weiteren Schleusung kurz zuvor hatte sich bereits ein anderer Mann beim Einsteigen in Verona durch einen Stromschlag verletzt.

Das Gericht folgte mit seinem Urteil der Forderung der Staatsanwaltschaft, die zehneinhalb Jahre gefordert hatte. Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert. Neben den Körperverletzungen lastete das Gericht dem 46-Jährigen auch gewerbs- und bandenmäßiges Einschleusen an. Der Iraker, der vor seiner Festnahme im Oktober 2022 in der Schweiz lebte, hatte sich vor Gericht nicht geäußert. Binnen einer Woche kann er Revision zum Bundesgerichtshof einlegen.