Im Tourismusland Mecklenburg-Vorpommern sind Köche und Kellner besonders gefragt. Höhere Löhne sollen die Jobs attraktiver machen und dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Doch, ob das reicht?
Nach zähem Ringen haben sich Arbeitgeber und Gewerkschaften auf einen Tarifabschluss im Gastgewerbe Mecklenburg-Vorpommern geeinigt. Demnach sollen die Einkommen für Fachkräfte in tarifgebundenen Betrieben in drei Stufen um monatlich insgesamt 600 Euro steigen. Die erste Erhöhung um 200 Euro erfolge rückwirkend zum 1. September, teilten der Gaststättenverband Dehoga und die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) mit. Für die beiden Folgejahre seien Steigerungen um ebenfalls jeweils 200 Euro vereinbart worden.
Mehr Geld auch für Ungelernte
Die Ausbildungsvergütungen werden in zwei Schritten um jeweils 75 Euro angehoben. Die Entlohnung ungelernter Mitarbeiter liegt rückwirkend zum 1. September 2024 bei 13 Euro je Stunde und wird künftig den jeweils geltenden gesetzlichen Mindestlohn um 50 Cent überschreiten. Der Abschluss, von dem nach Gewerkschaftsangaben knapp die Hälfte der rund 50 000 Beschäftigten im Gastgewerbe Mecklenburg-Vorpommerns direkt profitiert, gilt bis 31. März 2027.
NGG-Verhandlungsführer Jörg Dahms geht jedoch davon aus, dass die vereinbarten Lohnsteigerungen auch auf Betriebe ausstrahlen, die nicht im Gaststättenverband Dehoga organisiert sind. „Der Wettbewerb um Arbeitskräfte wird immer härter. Mit Niedrigstlöhnen hat man keine Chance“, sagte Dahms. Das nun vereinbarte Lohnplus für MV liege über Abschlüssen in anderen Tarifgebieten, könne aber nur ein erster Schritt hin zu den angestrebten Zielen sein. Trotz der Lohnerhöhungen bleiben im Ländervergleich die Verdienstmöglichkeiten in der Nordost-Gastronomie weiterhin im unteren Bereich.
Dehoga-Chef verweist auf schwieriges Umfeld
Dehoga-Präsident Lars Schwarz verwies seinerseits auf die aktuell schwierige Situation der Branche unter anderem durch Kostensteigerungen in allen Bereichen und die Rückkehr zur höheren Mehrwertsteuer auf Speisen. „Für die Arbeitgeberseite war dieses Angebot nicht leicht, stehen doch alle wirtschaftlichen Signale, Kennzahlen und Parameter auf Rot“, sagte er. Doch stecke in dem Abschluss die Hoffnung auf wirtschaftliche Besserung. Es sei ein verantwortungsvoller Kompromiss erreicht worden, der Verlässlichkeit biete und die Grundlage schaffe für die Attraktivität der Branche. Die Erhöhung der Entgelte um insgesamt 600 Euro zeige die Wertschätzung für Fach- und Hilfskräfte im Gastgewerbe.
Wie „Schweriner Volkszeitung“ und „Nordkurier“ unter Berufung auf Angaben des Vergleichsportals gehalt.de berichteten, lagen die Jahresgehälter für Fachkräfte im Gastgewerbe in MV zuletzt bei durchschnittlich 28.632 Euro. Beschäftigte im Nachbarland Schleswig-Holstein verdienten etwa 2.800 Euro mehr. Der Einkommensunterschied zu Gastro-Fachkräften in Hamburg lag bei fast 5.700 Euro.