Medizin: Weitere Telenotarzt-Zentrale am Start

Ein Telenotarzt kann bei einem Rettungseinsatz in Sekundenschnelle dazugeschaltet werden. Damit wird nicht nur Patienten geholfen. Die Technik funktioniert aber nicht überall im Land.

Das Land Rheinland-Pfalz baut die Zusatz-Versorgung durch Telenotärzte weiter aus. In Trier ist am Mittwoch der landesweit zweite Standort für Telenotärzte am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder eröffnet worden. Telenotärzte werden bei Rettungseinsätzen aus der Ferne dazugeschaltet, um Notfallsanitäter vor Ort zu unterstützen. Der erste Telenotarzt-Standort war im Juli 2023 an der BG Klinik in Ludwigshafen an den Start gegangen. 

„Durch die Telenotarztzentrale können unsere Notärztinnen und Notärzte entlastet werden, wodurch ihre Verfügbarkeit in kritischen Fällen verbessert wird“, sagte Innenminister Michael Ebling (SPD) laut Mitteilung. Nach Angaben des Innenministeriums ergänzen Telenotärzte die bestehende Notfallversorgung. Ziel sei eine bessere Versorgung vor Ort – indem auch Zeiten überbrückt werden können, bis Hilfe eintrifft. Zudem könne eine „telemedizinisch ärztliche Beurteilung“ manchen Patienten vermeidbare Transporte in Krankenhäuser ersparen – und so gleichzeitig die Notaufnahmen entlasten.

Der erste Telenotarzt-Standort in Ludwigshafen betreut inzwischen 45 Rettungswagen, wie der Ärztliche Leiter Johannes Becker sagte. Diese seien vor allem in der Vorder- und in der Südpfalz unterwegs. Seit neustem seien auch erste Wachen in Trier „aufgeschaltet“. Und man werde künftig weitere Rettungswagen aus anderen Teilen des Landes – wie dem Westerwald – dazu nehmen, nachdem das Personal ausreichend geschult worden sei.

Ohne Mobilfunk geht es nicht

„Das ist ja der Charme des Systems: Es ist völlig egal, wo der Telenotarzt sitzt“, sagte Becker. Voraussetzung sei aber, dass es ein Mobilfunknetz gebe. Denn nur dann könne eine Verbindung hergestellt werden, mit dem das spezielle Programm zwischen Mediziner und Sanitäter genutzt werden könnte. Man habe „schon ein paar Flecken“ in ländlichen Regionen identifizieren können, wo es nicht funktioniere. „Das macht genau keinen Sinn, denn da braucht man es eher als in Ludwigshafen-City.“ 

Das Pilotprojekt in Ludwigshafen ist nach und nach gewachsen. Inzwischen gehörten 16 Notärzte zum Team, das jeden Tag zwölf Stunden erreichbar sei, sagte Becker. A und O sei die Ausbildung des Personals gewesen. Technische Dinge gehörten ebenso dazu wie die Einübung von Einsatzabläufen. Notfallsanitäter wählten den Telenotarzt an, wenn sie Beratung oder Hilfe bräuchten. Bisher habe es rund 150 Einsätze gegeben.

Entlastung von Notärzten wichtig

Darunter seien oft solche, die „eher niedrig priorisiert“ seien: Zum Beispiel, wenn ein Patient die Mitfahrt in die Klinik verweigere. Da sei es wichtig, dass ein Arzt die Lage einschätze und dokumentiere, sagte Becker. Zudem gebe es Fälle, wo der Notarzt dazu geschaltet werden müsse, um ein bestimmtes Medikament geben zu können.

Diese Fälle zeigten: Es gehe auch um die Entlastung von Notärzten. „Wir müssen die frei halten, die irgendwo hinfahren müssen, weil sie vor Ort etwas machen müssen – wie eine Intubation oder eine Polytrauma-Versorgung.“ 

Projekte auch in Nachbarländern

In anderen Bundesländern gibt es solche Telenotärzte schon länger. In Aachen ist das Telenotarztsystem seit 2007 in Forschungsprojekten entwickelt worden, wie das dort zuständige Institut schreibt. Im Nachbarland Hessen gibt es in drei Gebieten Pilotprojekte. Sie wurden laut Gesundheitsministerium 2018 und 2019 genehmigt. 

In Rheinland-Pfalz soll das Projekt weiter ausgeweitet werden. „Unser Ziel ist es, dass bis Mitte 2025 jeder Rettungswagen in Rheinland-Pfalz rund um die Uhr auf eine Telenotärztin oder einen Telenotarzt zurückgreifen kann“, sagte Ebling. Im kommenden Jahr soll es zudem einen 24-Stunden-Betrieb geben. Seit diesem Oktober sind die Telenotärzte zwölf Stunden verfügbar.