In einer Bar in Göppingen wird geschossen. Der Tatverdächtige kann entkommen. Gibt es eine Verbindung zu einer blutigen Gruppen-Fehde?
Nach tödlichen Schüssen in einer Bar in Göppingen östlich von Stuttgart fahndet die Polizei nach dem mutmaßlichen Täter. Es gebe bislang keine Hinweise darauf, in welche Richtung er entkommen sein könnte, teilte ein Polizeisprecher auf Anfrage mit. Bei den Schüssen am Mittwochabend war ein 29-Jähriger getötet worden, zwei weitere Menschen wurden verletzt und in Krankenhäuser gebracht. Die Polizei war in der Nacht mit einem Großaufgebot an Ort und Stelle. Die Hintergründe der Tat sind noch unklar.
Der schwarz gekleidete Schütze entfernte sich den Angaben zufolge zu Fuß vom Tatort. Weitere Details zu dem Mann wurden zunächst nicht bekannt. Der Göppinger Oberbürgermeister Alexander Maier (Grüne) sagte in der Nacht der Deutschen Presse-Agentur, für die Bevölkerung bestehe keine Gefahr.
Am späten Mittwochabend hatten mehrere Menschen den Notruf gewählt und von Schüssen berichtet. Polizeibeamte fanden drei Opfer mit Schusswunden in dem Lokal. Für den 29-Jährigen kam demnach jegliche Hilfe zu spät, er starb noch vor Ort. Zu der Schwere der Verletzungen der beiden anderen Opfer war zunächst nichts bekannt.
In Göppingen findet seit Mittwoch ein Weinfest statt. Oberbürgermeister Maier (Grüne) sagte, das Fest in seiner Kommune solle wie geplant fortgesetzt werden. Das Eine habe mit dem Anderen nichts zu tun. Es habe deshalb nie zur Debatte gestanden, die Feierlichkeiten abzusagen. Die Veranstaltung sei am Abend nicht geräumt worden, sondern normal zu Ende gegangen. Es habe keine Panik gegeben
Schwer bewaffnete Polizisten im Einsatz
Auf Fotos zu sehen waren unter anderem vermummte und mit Maschinenpistolen bewaffnete Polizisten. Auch der Rettungsdienst war mit mehreren Fahrzeugen im Einsatz. Nach Angaben eines dpa-Reporters sicherten Kriminaltechniker Spuren. Die schwäbische Stadt liegt etwa 40 Kilometer östlich von Stuttgart.
Bezug zu Gewaltserie?
Ermittler prüfen indes, ob es einen Zusammenhang zu den Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Banden im Großraum Stuttgart gibt, wie eine Sprecherin des Landeskriminalamts (LKA) Baden-Württemberg auf Anfrage mitteilte. Das LKA ist nach eigenen Angaben bei den Ermittlungen in Göppingen eingebunden, insbesondere bei der Spurensicherung.
Bei der blutigen Fehde der rivalisierenden Gruppen im Großraum Stuttgart wurde seit Sommer 2022 auf Menschen geschossen, auch eine Handgranate explodierte. In den vergangenen Monaten nahm die Zahl der Zwischenfälle aber deutlich ab. Bislang wurden nach früheren Angaben des LKA mehr als 70 mutmaßliche Anhänger verhaftet.
Den beiden Gruppen – die eine wird grob der Region Esslingen, Ludwigsburg und Plochingen zugeordnet, die andere dem Stuttgarter Stadtteil Zuffenhausen und Göppingen – sollen nach früheren Expertenschätzungen mehr als 500 meist junge Menschen angehören. Demnach ist weitgehend unklar, warum sich die Gruppen so blutig bekämpfen. Nach Einschätzung von LKA-Präsident Andreas Stenger handelt es sich nicht um familiäre Clans oder um die klassische Bandenkriminalität.