Seit mehr als einem Jahr schon kämpft ein Schüler in den USA darum, wieder am Unterricht teilnehmen zu können. Die Schule hatte den 19-Jährigen wegen seiner Frisur suspendiert.
Darryl George liebt seine Haare. Der 19-Jährige aus dem US-Bundesstaat Texas trägt Dreadlocks. Seit seinem zehnten Lebensjahr lässt er sie wachsen. Doch seiner Schule passt das nicht. Im August vergangenen Jahres wurde der damals 17-Jährige von der elften Klasse der Barbers Hill High School in Mont Belvieu vom Unterricht suspendiert, wie unter anderem die Nachrichtenagentur Associated Press berichtete. Der Schulbezirk ist der Meinung, seine Haarlänge verstoße gegen die Kleiderordnung. Die besagt, dass das Haar von männlichen Schülern nicht über die Augenbrauen, Ohrläppchen oder den oberen Rand eines T-Shirt-Kragens reichen darf. Zudem muss das Haar aller Schüler sauber, gepflegt und geometrisch sein und darf keine unnatürliche Farbe oder Variation aufweisen. Die Richtlinien würden unter anderem dazu dienen, „Körperpflege und Hygiene zu lehren, Disziplin einzuflößen und Respekt vor Autoritäten zu vermitteln“, wie es im Handbuch der Schule heißt.
Weil er sich jedoch weigerte, die Haare zu schneiden, wurde George schließlich von der High School verwiesen und sollte an einem alternativen Disziplinarbildungsprogramm teilnehmen – ohne Klassenkameraden. Die Schulleitung schrieb ihm einen Brief, in dem sie erklärte, er dürfe erst wieder am 30. November am regulären Unterricht teilnehmen. Bis dahin durfte er nur das Schulgelände betreten, um sein Verhalten mit der Schulleitung zu besprechen.
USA: Mutter von Darryl George klagt gegen Gouverneur
Seine Mutter reichte daraufhin Klage gegen den Schulbezirk, den Bezirksschulrat, seinen Rektor und seinen stellvertretenden Rektor sowie gegen den Gouverneur und den Generalstaatsanwalt von Texas ein. Sie glaubt, die Suspendierung verstieße unter anderem gegen das CROWN-Gesetz. CROWN steht für Create a Respectful and Open World for Natural Hair und heißt soviel wie: Schaffe eine respektvolle und offene Welt für natürliches Haar. Das Gesetz soll rassistisch motivierte Haardiskriminierung verhindern und verbietet es Arbeitgebern und Schulen, Menschen aufgrund ihrer Haarstruktur oder Frisuren wie Afros, Dreadlocks, Zöpfen oder Bantu-Knoten zu benachteiligen. Texas ist einer von 24 Bundesstaaten, die eine Version dieses Gesetzes erlassen haben. Zudem erklärte Georges Mutter, dass in ihrer Familie alle Männer seit Generationen Dreadlocks tragen und die Frisur für sie eine kulturelle und religiöse Bedeutung habe. Außerdem habe ihr Sohn seine Dreadlocks immer ordentlich gedreht und auf dem Kopf zusammengebunden. Zudem klagte sie wegen Geschlechterdiskriminierung. Der Schulbezirk bat indes einen Richter am Bezirksgericht um Klärung, ob seine Kleiderordnung gegen den CROWN-Act verstößt.
Tyre Nichols Rassismus Polizei
Nachdem George im Dezember wieder an seine Schule zurückkehrte, wurde er erneut wegen seiner Frisur suspendiert. Bis dahin hatte er bereits den Großteil seines vorletzten Schuljahrs außerhalb des regulären Klassenzimmers verbracht. Im Februar dieses Jahres entschied der Bezirksrichter zugunsten der Schule und erklärte, seine Politik sei nicht diskriminierend, da der CROWN-Act keine Ausnahmen für Frisuren vorsehe, die gesetzlich geschützt seien. Zudem dürften Gerichte nicht versuchen, Gesetze umzuschreiben. Im August dann wies ein Bundesrichter die meisten Klagen ab. Lediglich die Klage wegen Geschlechterdiskriminierung ließ er bestehen.
Nicht der erste Vorfall an Barbers Hill High School
George wechselte daraufhin die Schule. Weil er jedoch für sein Abschlussjahr zurückkehren wollte, beantragten seine Anwälte vergangene Woche bei einem Bundesrichter eine einstweilige Verfügung, die es der Schulbehörde verbieten würde, ihn weiter zu bestrafen. Der Antrag wurde am Freitag jedoch abgelehnt mit der Begründung, der Schüler und seine Anwälte hätten zu lange mit dem Antrag gewartet. Außerdem habe er nicht das Recht, die Verfügung zu beantragen, da er kein Schüler des Bezirks mehr sei.
Immer wieder kam es in der Vergangenheit an der Barbers Hill High School in Mont Belvieu aufgrund der strengen Vorschriften zu Vorfällen. 2020 wurde ein Schüler aufgefordert, seine Dreadlocks abzuschneiden, um an der Abschlussfeier teilnehmen zu können. Auch andere Schüler wurden wegen Verstöße vom Unterricht suspendiert.
Sehen Sie oben im Video: Nach dem Rassismus-Skandal von Sylt berichtet eine junge Frau in den sozialen Medien von einem weiteren rassistischen Vorfall auf der Insel. Im Video erzählt sie, wie ein junger Mann sie beleidigt und geschlagen habe.
Quellen: Associated Press, thecrownact.com, Handbuch der Highschool