Das Salzbergwerk Gorleben im Wendland ist als Endlager für Atommüll vom Tisch. Doch der Rückbau verzögert sich. Niedersachsen will zügig einen Schlussstrich ziehen. Noch hakt es aber ein einer Stelle.
Nach den Verzögerungen beim Rückbau des Salzbergwerks Gorleben will Niedersachsen nun zügig mit den Arbeiten am Castor-Standort beginnen. „Ich setze darauf, dass das Kapitel Gorleben nun wirklich geschlossen wird und erwarte, dass dies nun beschleunigt erfolgt“, sagte Umweltminister Christian Meyer (Grüne) bei einem Besuch des Zwischenlagers für radioaktiven Abfall im Wendland. „Spätestens Anfang 2025 muss der Rückbau beginnen, damit das Vertrauen in der Region wiederhergestellt wird.“
Bezahlen müsste das nach Angaben des Ministeriums allerdings der Bund. Dafür müsse Berlin nun auch die Mittel im Haushalt zur Verfügung stellen, sagte eine Sprecherin. Früheren Angaben zufolge fallen für das gestoppte Endlagerprojekt in Gorleben insgesamt Kosten von mehr als zwei Milliarden Euro an.
Nach jahrelangem Streit war der Salzstock Gorleben im Jahr 2020 aus der Endlagersuche für Atommüll herausgefallen. Wegen fehlender Genehmigungen hatte sich der Rückbau zuletzt aber verzögert. Ziel sei es, dass die Stilllegungsgenehmigung bis Jahresende erteilt werde, kündigte Meyer an. „Der Salzstock in Gorleben ist als Endlager ungeeignet und muss nun schnell verfüllt werden“, betonte der Minister. Daher müsse zügig mit dem Rückbau begonnen werden. „Das Misstrauen in der Bevölkerung kann ich sonst gut nachvollziehen.“
Genehmigung für Zwischenlager soll verlängert werden
Gorleben soll aber länger als bisher geplant als Zwischenlager in Betrieb bleiben. Die bisherige Genehmigung läuft 2034 aus. „Wir werden in Gorleben rechtzeitig eine neue Genehmigung beantragen“, kündigte die Chefin der bundeseigenen Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ), Bettina Hesse, bei dem Minister-Besuch an. Das gelte aber nicht nur für Gorleben, sondern auch für alle anderen Standorte bundesweit.
Grund ist die weiter andauernde Suche nach einem Endlager. Das Bundesumweltministerium geht davon aus, dass erst bis 2050 ein Standort gefunden sein wird. Gorleben hat ein Lager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle sowie ein Lager mit Transportbehältern mit hochradioaktivem Müll (Castorlager).
Anwohner fürchten langen Weiterbetrieb
Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) hatte sich zuvor besorgt gezeigt, Gorleben könnte noch lange als Zwischenlager genutzt werden. Ursprünglich habe der Rückbau Mitte 2024 beginnen sollen. „Es könnte auch sein, dass man einen Plan B verfolgt und es deshalb offenhält“, sagte Wolfgang Ehmke, Sprecher der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) der Deutschen Presse-Agentur. „Wir haben Angst, dass aus der Zwischenlagerung eine Langzeitlagerung wird für 80 bis 100 Jahre.“
Einem Vorstoß aus Bayern, alle 16 bundesweiten Zwischenlager in Gorleben zu bündeln, erteilte Meyer erneut eine Absage. „Dazu sage ich klar: Gorleben wird kein Standort für bayerischen Atommülltourismus“, sagte der Grünen-Politiker. „Es fehlt nicht nur der Platz, um alle Castoren aus Deutschland jetzt oberirdisch in Gorleben zu lagern, sondern es wäre auch völlig verantwortungslos.“
Im August hatte der Landrat des bayerischen Landkreises Landshut, Peter Dreier von den Freien Wählern, für Empörung in Niedersachsen gesorgt. Er schlug vor, die bundesweit 16 Zwischenlager in Gorleben zu vereinen. Umweltminister Meyer hatte das damals das als „Dreistigkeit und Unverschämtheit“ verurteilt.
Schutzwand und Flugverbotszone gegen Angriffe
Nach Angaben der BGZ soll Gorleben durch Baumaßnahmen besser geschützt werden, zum Beispiel gegen mögliche Terrorangriffe. Aus Sicht der Atomkraftgegner reicht jedoch eine zehn Meter hohe Mauer rund um die Halle mit hochradioaktiven Abfällen nicht aus. „Uns interessiert, wer zuständig ist, was die Abwehr von Drohnenangriffen angeht“, sagte Ehmke.
Meyer forderte bei seinem Besuch nun eine Flugverbotszone über dem Zwischenlager. „Hier darf es keine Sicherheitsrabatte geben.“ Laut BGZ soll darüber hinaus eine neue Sicherungszentrale für den Werkschutz in Gorleben gebaut werden. Danach könne die sogenannte Pilotkonditionierungsanlage (PKA) stillgelegt und abgerissen werden.