Der weltgrößte Chemiekonzern reagiert auf gesunkene Produktionsmengen mit einer Reduzierung von Anlagen. Von drohender Deindustrialisierung des Landes zu sprechen, hält das Unternehmen für überzogen.
Der BASF-Konzern sieht das Abschalten mehrerer Anlagen im Stammwerk Ludwigshafen als Zeichen tiefgreifender Veränderungen in der heimischen Chemieindustrie. „Die chemische Industrie hat in Deutschland innerhalb von zwei Jahren rund 23 Prozent ihrer Produktionsmenge verloren“, sagte eine Firmensprecherin der Deutschen Presse-Agentur. „Das hat nur zum Teil konjunkturelle Gründe, sondern auch strukturelle.“ Auch die Industrielandschaft insgesamt werde sich weiter verändern. „Von einer drohenden Deindustrialisierung Deutschlands zu sprechen, wäre übertrieben.“
BASF hatte 2023/24 mitgeteilt, elf von insgesamt rund 200 Anlagen in Ludwigshafen abgestellt zu haben oder noch abzustellen – darunter eine der beiden Ammoniak-Anlagen. Man wolle wettbewerbsfähig bleiben und die Marktposition sichern, hieß es. Die Ammoniak-, die Methanol- und die Melamin-Anlage sollen verkauft, abgebaut und umgesiedelt werden. Die weltweite Vermarktung übernimmt ein Spezialunternehmen.
Kein Zeichen möglicher Aufgabe von Ludwigshafen
Das Abschalten der Anlagen sei kein Zeichen einer möglichen Aufgabe von Ludwigshafen als Standort, versicherte die Sprecherin. „BASF kehrt Ludwigshafen und Deutschland nicht den Rücken und plant das auch für die Zukunft nicht. BASF wird weiter in Erhalt, Modernisierung und Ausbau des Standorts Ludwigshafen investieren – auch in den nächsten Jahren etwa zwei Milliarden Euro jährlich.“ Den Standort in der zweitgrößten Stadt in Rheinland-Pfalz wolle man zum führenden emissionsarmen Chemiestandort in und für Europa entwickeln.
Jüngst hatte der Konzern aber auch ein weiteres milliardenschweres Sparprogramm und einen erneuten Stellenabbau in Ludwigshafen angekündigt. Der größte Produktionsstandort im Unternehmen soll neu aufgestellt werden. Konkret sollen dort bis Ende 2026 zusätzlich jährlich Kosten von einer Milliarde Euro gespart werden. Bereits 2022 hatte BASF ein weltweites Sparprogramm angekündigt. Damit sollen die jährlichen Kosten bis Ende 2026 um 1,1 Milliarden Euro sinken. Dazu zählt der Abbau von rund 3300 Jobs weltweit, davon 2500 Stellen in Ludwigshafen, davon 700 in der Produktion.
Ergebnisoffene Analyse
Das Abschalten weiterer Anlagen sei möglich, in Ludwigshafen oder an einem anderen Standort. „Grundsätzlich gilt, dass wir unser Produkt- und Asset-Portfolio kontinuierlich auf Optimierungspotenziale prüfen“, betonte die Sprecherin. Die konkreten Maßnahmen für das Sparprogramm speziell für Ludwigshafen würden derzeit ausgearbeitet. „Dies bedarf einer sorgfältigen Analyse, die wir ergebnisoffen durchführen. Wir schließen dabei keine Maßnahmen aus.“
BASF