Neues Album der US-Rocker: Keine Alterserscheinungen: The Offspring sind „Supercharged“

Seit vier Jahrzehnten sind The Offspring schon im Geschäft. Der Sound der US-Punkband hat sich in dieser Zeit kaum verändert. Musikalisch haben die Kalifornier immer noch was zu bieten.

In den 90er Jahren stürmten The Offspring mit Songs wie „Self Esteem“ und „Pretty Fly (For A White Guy)“ die Charts und zählten zu den angesagtesten Rockbands beim Musiksender MTV. Vor kurzem spielten sie einige Konzerte anlässlich des 30. Jubiläums ihres Kultalbums „Smash“. Doch wer The Offspring als 90er-Jahre-Band abtut, wird ihnen nicht gerecht.

Seit 40 Jahren als Band aktiv

Tatsächlich sind die Kalifornier seit den 80er Jahren und bis heute durchgehend musikalisch aktiv. Welches Standing sie in der Branche haben, zeigt sich daran, dass zuletzt Queen-Gitarrist Brian May und der selbsterklärte Offspring-Fan Ed Sheeran bei ihren Konzerten als Gäste auftraten.

Jetzt veröffentlichen die Punkrocker ihr elftes Album. „Supercharged“ entstand unter der Ägide der kanadischen Produzentenlegende Bob Rock (Bon Jovi, Metallica).

„Als das Album fertig war, haben wir gemerkt, dass wirklich eine Menge Energie drinsteckt“, sagt Leadgitarrist Noodles im Zoom-Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in London. „Deshalb haben wir uns für den Titel „Supercharged“ (zu Deutsch: Aufgeladen) entschieden.“

Sänger Holland und Gitarrist Noodles sind Bandkern

Noodles, der bürgerlich Kevin Wasserman heißt, ist 61, Frontmann Dexter Holland 58 Jahre alt. Wenn es klingt, als gehe auf dem elften Offspring-Album eine jüngere Band zu Werke, ist das nicht ganz falsch. Denn die beiden sind die letzten der Originalbesetzung.

Schlagzeuger Brandon Pertzborn, der 2023 dazustieß, wurde im Oktober 1994 geboren, also ein halbes Jahr, nachdem das Offspring-Kultalbum „Smash“ erschien. Jonah Nimoy, der zunächst nur auf Tournee dabei war und seit 2023 vollwertiges Mitglied ist, ist 32 Jahre alt. Nimoy ist übrigens der Enkel von „Star Trek“-Ikone Leonard Nimoy alias Mr. Spock.

Energieschub durch neue Bandmitglieder

„Die Typen bringen bei uns eine Menge Energie rein, das ist klar“, sagt Noodles. „Das Coole ist, dass Jonah „Smash“ von seinem Vater bekommen hat, als er noch ein kleiner Junge war. Und er hat es geliebt. Brandon hat „Hammerhead“ (Offspring-Song von 2008) im Radio gehört. Das war einer der Songs, der ihn inspiriert hat, Schlagzeuger zu werden. Und jetzt ist er mit uns auf Tour und spielt all unser altes Zeug bis zurück zum „Smash“-Album.“

Dank Kultalben wie „Smash“, „Ixnay On The Hombre“, „Americana“ oder „Conspiracy Of One“ füllen The Offspring bis heute die Konzerthallen. In der Vergangenheit leben sie deshalb nicht. „Wir wollen nicht, dass die Leute sagen: Die machen immer wieder dasselbe“, betont der Gitarrist. „Ich finde, auf dieser Platte ist viel Musik, die anders klingt als alles, was wir vorher gemacht haben.“

Buntes Themenspektrum in den Songs

Ein Beispiel ist der Song „Come To Brazil“, eine humorige Anspielung auf die in sozialen Medien verbreiteten Kommentare brasilianischer Musikfans, wenn Bands oder Künstler auf Tournee gehen. Das Lied ist eine Rockhymne, die in dem traditionellen „Olé olé olé“ gipfelt.

„Das war für uns echt was anderes, ein neues musikalischer Vibe.“ Bei zukünftigen Konzerten in Brasilien darf das Lied verständlicherweise nicht fehlen. „Es ist aber schwer zu spielen“, scherzt der Musiker, dessen Markenzeichen auffällige Brillen sind. „Ich habe es gestern geübt.“

Beim Songwriting lassen sich die US-Rocker von verschiedensten Dingen inspirieren, auch von ernsteren Angelegenheiten. „Wir gucken definitiv, was so in der Welt passiert.“ Der Song „Truth And Fiction“ handelt von Künstlicher Intelligenz, von Deepfakes und Verschwörungstheorien. „Die Leute machen sich ihre eigene Realität. Die leben im Internet und suchen sich die Realität aus, in der sie leben wollen. Fakten und Wahrheit spielen für viele Leute gar keine Rolle mehr.“

Keine Alterserscheinungen hörbar

40 Jahre, nachdem Noodles und Dexter Holland sich dazu entschlossen haben, gemeinsam eine Band zu gründen, hört man auf „Supercharged“ keine Alterserscheinungen. „Ich fühle mich auch nicht alt“, bestätigt Noodles, der sich auch optisch kaum verändert hat. „Wir dürfen unseren Lebensunterhalt verdienen, indem wir für andere Leute spielen. Ich glaube, das hält einen jung. Wir mussten nie Anzüge zur Arbeit tragen und so tun, als wären wir ernst und respektabel.“

Feierlichkeiten mit Blick auf das 40. Bandjubiläum haben The Offspring vorerst übrigens nicht geplant. Oder doch? „Ja“, sagt Noodles und grinst. „Ich trinke nachher noch einen.“